Nachdem ich im Juni in der „Schlacht“ um Eintrittskarten Glück hatte und Tickets für das LIFAD-Tour-Konzert in Köln ergattern konnte, war die Freude groß und die Vorfreude bis zum gestrigen Event wuchs von Tag zu Tag. Doch brachte leider gerade der Konzert-Tag die Ernüchterung.
Um es vorab zu nehmen: Die Licht- und Pyroeffekte waren großartig – der Rest war für den Eintrittspreis von € 76,50 eine absolute Unverschämtheit! Beginnen wir zunächst mit dem Sound: Dass RAMMSTEIN Konzerte laut sind ist bekannt und auch in Ordnung, ob sie derart laut wie gestern sein müssen sei einmal dahingestellt - das soll hier aber auch nicht ausschlaggebend sein. Wenn laut allerdings bedeutet, dass die Schallwellen von der Hallenseite gegenüber der Bühne zurückprallen und Flatterechos den Sound zu einem einzigen, undefinierbaren Brei werden lassen (Lindemann war teilweise gar nicht zu verstehen und hätte auch chinesisch singen können), dann hört der Spaß auf. Hier kann von einer professionellen Abmischung überhaupt keine Rede sein - ich denke aber, dass ich diese von einem derartigen Konzert erwarten kann.
Kommen wir nun zu den RAMMSTEINern an sich. Die Bühnenshow war, wie immer, perfekt. Man (und das war nicht nur ich allein) hatte den Eindruck, dass Lindemann seinen Auftritt recht uninspiriert und lieblos abspulte. Mit der schönen Ballade „Frühling in Paris“ tut er sich und dem Publikum live kaum einen Gefallen, denn die Töne, die er stimmlich trifft, lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen.
Abschließend komme ich zur größten Frechheit des gestrigen Abends: Das Konzert dauerte insgesamt etwas mehr als anderthalb Stunden. Die reine Spielzeit lag bei ca 75. Minuten. Ich denke zwei Stunden Konzertdauer sind üblich und nicht zuviel verlangt. Hierüber waren auch viele Fans, mit denen ich mich nach dem Konzert unterhielt, sehr enttäuscht.
Fazit: RAMMSTEIN liefert mit dem Album „Liebe ist für alle da“ und der LIFAD-Tour (die der „Reise, Reise“-Tour nicht das Wasser reichen kann) halbwegs ordentlich ab, hat ihren Zenith aber längst überschritten und sollte darüber nachdenken, den wohlverdienten Ruhestand anzutreten. Sollte es nochmals eine Tour geben (wovon ich nicht ausgehe), werde ich mir ernsthaft überlegen, ob ich mir das noch einmal antue…
Wer wirkliche Spielfreude erleben möchte, sollte sich die Tributebands „Feuerengel“ und „Völkerball“ unbedingt ansehen – die machen einen wirklich guten Job, spielen locker zwei Stunden und man kommt sich als RAMMSTEIN Fan nach dem Konzert wenigstens nicht verarscht vor…