• Wie nennt man das neuerdings, wenn eine Metal-Band mal etwas poppiger spielt bzw nen Partyhit raushaut?


    Schlager-Metal


    Ich find den Begriff zwar selten dämlich, aber naja. Klar hat der Song was von einem Schlager. Aber wo ist das Problem?

    So lang es so ein "Harter Schlager" ist, komm ich damit klar.


    Ich glaub, den lass ich auf unserer Hochzeit Ende Juni von unserem DJ spielen und geh dazu ab. Und wenn ich der Einzige auf der Tanzfläche bin :D


    Muss dazu sagen, das ich beim ersten Hören echt abgeschreckt war und mir dachte "WTF?"


    Spätestens Samstag Abend nach dem dritten hören, allein im Wohnzimmer... Hab ich dazu abgefeiert ^^

    Let me die without fear,
    As I have lived without it!

    So shut your mouth and spare my ears

    I'm fed up with all your bullshit

  • Highlight des Liedes "Ich bin kein Mann für eine Nacht Ich bleibe höchstens ein, zwei Stunden", für Till toll gesungen und der musikalische Anstieg reißt mit, dann kommt die zwar irgendwie lapidare Auflösung "Ich bin ein Ausländer", wird aber schnell wieder gefangen durch die Sprachverwirrungen.


    Inhaltlich scheint es sich vielleicht doch lustig zu machen über Patrioten. Bei der Zeile "Und man vor Ausländerinnen steht" ist das Wort vollkommen deplatziert, eig würde man das eher als "Fremde" bezeichnen, da "Ausländer" ja negativ konnotiert ist. Ich denke, es zielt darauf ab, dass manch einer sich gern despektierlich äußert, aber wenn es um das eigene Vergnügen geht, dann auf einmal auf seine Vorurteile nichts mehr gibt (und sogar zuvorkommend ist).

    Wahrscheinlich hat "Ausländer" eine ähnliche Entstehungsgeshichte wie "Benzin". Da hieß es ja, iwer sagte, sie sollten mal ein Lied mit dem Wort "Benzin" machen. Könnte ich mir hier auch vorstellen: "Ausländer ist ein großes Thema, sollten wir auch aufgreifen".

    Ich denke gerade diese negative Konnotation wollen Rammstein mit diesem Song umpolen bzw. stark verwässern. Eigentlich genial diesen Gedanken in so ein Musik gewordenes, trojanisches Pferd zu stecken und diesen eigentlich nur beschreibenden Ausdruck hinsichtlich seiner Konnotation zu entkräften. Es scheint mir nicht so dass es für das lyrische Ich überhaupt eine Rolle spielt, sich über Rassismus hinwegzusetzen nur um Sex zu haben - der Typ hat einfach Bock auf Sex mit Frauen verschiedenster Nationen :)


    Ja, Ausländerinnen ist in diesem Fall aus der Sicht des Deutsche Ausländers, wurde aber wahrscheinlich einfach verwendet, um das Wort des Refrains nochmal zu wiederzugeben (gibts ja des Öfteren im Pop). Rein rhythmisch passt es auch super in die 2. Strophe.


    Es ist schon lustig wie der Song nach der anfänglichen Verstörung über die Döp-Döp-Synthies zu einem meiner Lieblingslieder wurde.

  • Auch nach mehrmaligem hören kann ich dem Song einfach nix abgewinnen. Meiner Meinung nach hatte der Song als B-Seite auf irgendeiner Maxi gereicht.

    12.12.2004 Dortmund 2 Reihe
    24.06.2005 Berlin Wuhlheide
    25.06.2005 Berlin Wuhlheide
    26.06.2005 Berlin Wuhlheide
    29.11.2009 Köln
    30.11.2009 Köln Vip Loge
    22.05.2010 Berlin Wuhlheide
    04.12.2011 Düsseldorf :spring:
    27.05.2019 Gelsenkirchen

  • dieses sch*** Lied hat es doch tatsächlich geschafft, dass ich nach dem 1.Mal hören "igitt, so was furchtbares, Fremdschämen, nein also wirklich, vorspulen!" gesagt habe und jetzt, nach umgefähr 20x anhören klingt es eher wie "Wuhu!! Ich bin AUSLÄNDER, döp döp döp döp döp!!" :D:D:D


    Absolute Kehrtwende um 180 Grad, wirklich unglaublich. Objektiv gesehen ist es zwar genauso trashig wie Pussy, aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich es genau deswegen cool finde 8)

  • Der Song ist auch für mich am meisten gewachsen. Der Text reißt's nach wie vor nicht ("fern und nah, nah und fern"...wow), abgesehen von den paar Anleihen bekannter Pop-Songs im Refrain. Ingesamt sticht er auf dem Album, gar in der ganzen Discografie sehr deutlich hervor. Man mag sich fast dafür schämen, wie nahe einem dieser gefühlvolle Pre-Chorus geht. Und nicht zuletzt ist es amüsant anzuhören, wie Rammstein diese Art von Song, auf der andere Interpreten ihre gesamte Daseinsberechtigung errichten, mal ebenso mit sarkastischem Unterton nebenbei heraushauen -- und man den Song trotzdem feiern kann. Freue mich schon darauf, wie es das ganze fehlgeleitete Klientel in den Stadien innerlich zerreißen wird, "Ich bin Ausländer" mitzusingen.

    All the black is really white if you believe it.

  • dieses sch*** Lied hat es doch tatsächlich geschafft, dass ich nach dem 1.Mal hören "igitt, so was furchtbares, Fremdschämen, nein also wirklich, vorspulen!" gesagt habe und jetzt, nach umgefähr 20x anhören klingt es eher wie "Wuhu!! Ich bin AUSLÄNDER, döp döp döp döp döp!!" :D:D:D


    Absolute Kehrtwende um 180 Grad, wirklich unglaublich. Objektiv gesehen ist es zwar genauso trashig wie Pussy, aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich es genau deswegen cool finde 8)


    Auch und gerade hieran zeigt sich das Besondere am neuen Album. Die Stücke sind so geschickt angeordnet, daß man (sofern man nicht zu den Ignoranten zählt) sie hören muß, und zwar selbst dann, wenn man das eine oder andere nicht sonderlich mag oder zunächst gar scheußlich findet. Besitzt man ein Mindestmaß an Hörvermögen, so spürt man unwillkürlich, daß sie im Zusammenhang einen Sinn ergeben. Also läßt man sie auf sich wirken und entdeckt allmählich ihre Qualität.


    Bei mir ist es auch nach Tagen noch immer so, daß ich, selbst wenn ich nur ein einziges der neuen Stücke hören will, fast jedesmal das gesamte Album höre. Während ich dies schreibe, läuft gerade Ausländer: obwohl ich doch eigentlich nur Weit weg hören wollte.

    So erging es mir seit 1965 nur mit wenigen neuen Alben. Auch deshalb zähle ich diese Scheibe, auf der sie sich den Berufskritikern zufolge nur wiederholen, zu den klassischen Alben der Rockgeschichte, von denen viele gerade in Deutschland jahre-, oft sogar jahrzehntelang (wenn überhaupt) nur am Rande wahrgenommen oder gar mitleidig belächelt wurden. Hierzu zählt auch mein erstes Lieblingsalbum. Ich hörte es zum erstenmal mit gerade 11 Jahren, im Frühjahr 1966, war fassungslos vor Glück und mußte dreißig Jahre warten, bis es auch von den neunmalklugen deutschen 'Rockexperten' notgedrungen gewürdigt wurde: Pet Sounds von den Beach Boys, genauer: von ihrem einst so genialen Kopf Brian Wilson.

    Nicht zuletzt wegen dieser Erfahrung, der noch sehr viele ähnliche Erfahrungen folgten, z. B. mit der Kunst des kürzlich verstorbenen Scott Walker, bin ich mir seit Freitag sicherer denn je, daß die Rammsteinverächter sich einst insgeheim dafür werden schämen müssen, so viel dummes Zeug über diese Band geschrieben zu haben, nun auch über das neue Album.


    PS. Selbstverständlich ist auch in Lobeshymnen auf die Musik diverser Bands jede Menge Blödsinn zu lesen. So etwa heißt es im verlinkten Wikipedia-Artikel über Pet Sounds, auf diesem Album seien "Kirchenorgeln" zu hören. Au weia.

    "Was Rammstein machen, ist Kunst, und als solche sollte man sie rezipieren." (Torsten Rasch, Komponist, Rolling Stone 12/2011, S. 102)

    2 Mal editiert, zuletzt von AlteFrau ()

  • Mir ist aufgefallen, dass das "DU KOMMEN MIT ICH DIR MACHEN GUT" Ende den ganzen Song textlich ad absurdum führt. Denn das ist anscheinend das Resultat seiner ganzen polyglotten Wortgewandtheit. Mehr nicht.

    Ich denke nicht, dass das der Punkt ist. Vielmehr meine ich, dass es darum geht, den Spieß umzudrehen. Als Hörer geht man ja zunächst einmal davon aus, dass hier von einem Deutschen gesungen wird, der ins Ausland reist, um Frauen zu beglücken. Die letzte Zeile (und deshalb ist sie so strategisch platziert) deutet an, dass das ganze auch umgekehrt funktionieren kann. Durch das gebrochene Deutsch wird zum Ausdruck gebracht, dass das lyrische Ich an dieser Stelle kein Deutscher mehr ist, sondern, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Ausländer. Ich denke, es gibt einige Menschen, bei denen dies unweigerlich zu einer anderen Einschätzung des Textes führt.

  • dieses sch*** Lied hat es doch tatsächlich geschafft, dass ich nach dem 1.Mal hören "igitt, so was furchtbares, Fremdschämen, nein also wirklich, vorspulen!" gesagt habe und jetzt, nach umgefähr 20x anhören klingt es eher wie "Wuhu!! Ich bin AUSLÄNDER, döp döp döp döp döp!!" :D:D:D


    Absolute Kehrtwende um 180 Grad, wirklich unglaublich. Objektiv gesehen ist es zwar genauso trashig wie Pussy, aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich es genau deswegen cool finde 8)

    Hihi, so was ähnliches ist mir auch passiert :-) - dachte zuerst so, öhm okkeeeee und hab dann gemerkt, dass ich während dem Kochen angefangen habe zu singen : "ausländeeer" - die Melodie ist mir dann den ganzen Abend nicht mehr aus dem Kopf :-)


    Und jetzt jedes mal wenn ich das Lied höre, bring ichs nicht mehr aus dem Kopf...hilfe

  • Ich denke nicht, dass das der Punkt ist. Vielmehr meine ich, dass es darum geht, den Spieß umzudrehen. Als Hörer geht man ja zunächst einmal davon aus, dass hier von einem Deutschen gesungen wird, der ins Ausland reist, um Frauen zu beglücken. Die letzte Zeile (und deshalb ist sie so strategisch platziert) deutet an, dass das ganze auch umgekehrt funktionieren kann. Durch das gebrochene Deutsch wird zum Ausdruck gebracht, dass das lyrische Ich an dieser Stelle kein Deutscher mehr ist, sondern, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Ausländer. Ich denke, es gibt einige Menschen, bei denen dies unweigerlich zu einer anderen Einschätzung des Textes führt.

    Das klingt eher wie der traurige Versuch diesen Song einen rechten Anstrich zu geben. Bei Ausländer wird eindeutig über deutsche Sextouristen (wie schon in Pussy) gesungen.

  • ^Klingt nach dem gleichen traurigen Versuch, das unbedingt als Deutschlandkritik zu sehen.


    Was wäre eig, wenn es umgedreht gemeint ist? Würde dann die Welt in ihren Grundfesten erschüttert?


    Trink das Schwarz in tiefen Zügen :kaffee:

    Einmal editiert, zuletzt von Diaboula ()

  • Dann dürfte Rammstein nur noch auf Festivals spielen die in Sachsen stattfinden.


    Wo ist das Deutschlankritik? Sextouristen sehe ich so oder so als abartig an. Die Armut einiger Länder für seine Sexfreuden auszunutzen ist schlicht abartig.

  • Wow, finde gut, dass dein politisches Meinungsbild auf Klischees beruht. Aber wenn Rammstein nur noch in Sachsen spielen würden, wäre das auch nicht zu aller Nachteil.


    Ausländer, die deutschen Frauen das Blaue vom Himmel versprechen, um sie ins Bett zu bekommen, aber sie dann nicht für gut genug halten, um mit ihnen länger zusammen sein, wären nicht minder ein unschönes Thema als Sextourismus.


    Um das einmal klar festzuhalten: es geht hier nicht darum, Rammstein ein ausländerfeindliches Lied anzuhängen, sondern darum, dass, wie bei jedem Lied, eine Interpretation frei beim Hörer liegt und wenn hier Leute sagen "Du kommen mit, ich machen gut" für sie meint, es seien eben keine Deutschen gemeint, dann sind das keine Nazis/ AfD-Wähler, sondern Leute mit einer eigenen Interpretation.


    Wenn dich bei dem Gedanken die nackte Panik überkommt, Rammstein hätten Ausländer kritisiert, solltest du dir Bands suchen, die besser zu dir passen. Die, bei denen immer klar ist, was sie meinen und wofür sie stehen.


    Trink das Schwarz in tiefen Zügen :kaffee:

  • Wow wie schnell es immer zu Konfrontationen kommt, sobald es mal politisch wird.


    Dabei finde ich noch nicht einmal, dass das Lied zwangsläufig rechts/ links gedacht werden sollte. Rammstein entzieht sich seit jeher bewusst diesem Schubladendenken, deswegen macht es auch wenig Sinn die Lieder von ihnen in irgendwelche Ecken einordnen zu wollen. Die Realität ist halt einfach komplexer als diese Klischees...


    Ich denke das Lied ist so zu verstehen, dass halt erstmal der Sextourismus partymäßig und ganz locker wie in Pussy besungen wird. Merkt man ja an der Melodie und dem Tonfall, erst scheint es, als wäre alles ganz easy und witzig.

    Interessant sind dann in der Tat die letzten Zeilen, wo es heißt "Du kommen mit, ich dir machen gut" .Hier wird dann nämlich, das ganze Thema, welches zuvor aus der Sicht eines Deutschen besungen wurde. Nämlich wie "cool" es ist, ausländische Frauen aufzureissen umgedreht. Diese Zeilen repräsentieren also einen Ausländer, der nach Deutschland kommt, um mit Deutsche Frauen Sex zu haben. Hier wird das Thema dann plötlich unangenehm.


    Was heißt das nun zur Interpretation:

    1.) Das Lied macht klar, dass der Begriff Ausländer immer relativ gesehen werden muss ("Ich bin ein Ausländer ... Ausländer"). Jeder ist irgendwo ein Ausländer.

    2.) Am Anfang wird aus der Sicht eines Deutschen das Thema Sextourismus geschildert, am Ende aus der Sicht eines Nicht-Deutschen.

    Wie zuvor festgestellt, sind wir alle irgendwo Ausländer. Das drückt aus, dass also der Sachverhalt gleich gewertet werden sollte, egal ob das nun ein Deutscher oder ein Nicht-Deutscher macht.

    3.) Das Lied kritisiert damit Sextourismus bzw. die Einstellung in ein fremdes Land zu gehen, mit der Erwartung die dortigen Frauen flach zu legen und sich dann zu meist unter aller Sau zu benehmen. Damit werden also Deutsche kritisiert, die sich z.B. beim Ballermann super auftringlich geben, aber ebenso Nicht-Deutsche wie es z.B. vor ein paar Jahren beim Kölner Karneval der Fall war. Wer das Eine nicht toleriert, sollte das Andere ebenso verwerflich finden.

  • Ich habe mir auch beim Hören des letzten Satzes einen Deutschen vorgestellt, der eine Frau aus einem anderen Land anspricht. Viele Deutsche sprechen kein "richtiges" Deutsch mehr, wenn sie wissen, dass ihr gegenüber diese Sprache kaum oder gar nicht beherrscht, um vermeintlich besser verstanden zu werden.

    Die anderen Möglichkeiten sind natürlich ebenso denkbar. Stimme da gerade Master of Desaster zu.

    29.11.2009: Köln; 06.06.2010: Rock am Ring; 09.07.2016: Berlin; 18.08.2019: Oslo; 24.07.2022: Oslo; 27.05.2023 Helsinki; 05.07.2024 Kopenhagen