Keine mutmaßliche Betroffene hat sich bei den Ermittlungsbehörden als Zeugin gemeldet, obwohl ihr das Beschreiten des Rechtsweg mit hoher Wahrscheinlichkeit durch Spenden finanziert worden wäre.
Keine Spende, kein Geld der Welt kann die psychischen Belastungen eines solchen Prozesses aufwiegen.
Was ist denn mit den Shitstorms, wenn frau im Laufe des Projesses ihre Anonymität aufgeben muss und gewisse Leute die Betroffenen beschimpfen, bedrohen (bis hin zu Vergewaltigungs- und Morddrohungen), stalken usw. Hättest du Lust, dass dein Name im Netz auftaucht und gewisse schlecht gelaunte hardcore-Fans dir 'ne Vergewaltigung wünschen? Dir Prügel androhen? Wärest du evtl. unsicher, wer davon "nur ein bisschen" Drohkulisse aufbaut (schon mies genug) oder ob Leute dabei sind, die dich stalken werden und das ernst meinen? Kannst du dir vorstellen, dass allein die Sorge manche Leute nächtelang nicht schlafen lässt? Sowas kann dir dein Leben ein Stück weit zerstören. Erst recht, wenn du z.B. vorerkrankt bist, z.B . Depression.
Interessierte können ja mal gewisse Kommentare zu Lynn und Shyx aus 2023 ausgraben.
Und genau diese gesellschaftlichen Prozesse, - verstärkt durch "social" media - bewirken, dass sich eben kaum jemand in solchen Fällen traut, den Rechtsweg zu beschreiten, weil das Verlust der schützenden Anonymität bedeutet.
Darum finde ich die Forderung an die Betroffenen, sie hätten ebendies tun sollen, ein bisschen unüberlegt. Zu kurz gedacht. Die Betroffenen haben sehr handfeste Gründe, die Anonymität nicht aufzugeben, und einige Leute hier im Forum wollen dies einfach nicht wahrhaben oder tun immer so als gäbe es die Bedrohungen nicht bzw. sind sich nicht im Klaren darüber, was die Aufgabe der Anonymität für Betroffene ganz konkret bedeutet.
Und darum kanalisiert sich die öffentliche Kommunikation über Erlebtes auf anderen Wegen, z.B. über die Presse, wo die Anonymität & Quellenschutz gewahrt bleiben. Für die Betroffenen, die Erlebtes berichten wollen, die einzige Möglichkeit, dies unter Schutz zu tun. Vor Gericht wäre der Schutz der Anonymität weg.
Was in letzter Konsequenz die Frage aufwirft: Was ist das für eine Gesellschaft, in der (mögliche) Betroffene durch Shitstorms auf social media mundtot gemacht werden ? Dient es der Wahrheitsfindung, dass nur die sich vor Gericht trauen, die eine Mehrheitsmeinung hinter sich wissen?
Und das alles noch hat gar nichts mit Fragen von Moral oder Schuld zu tun. Oder wer recht hat oder was "wirklich" passiert ist oder was bewiesen oder nicht bewiesen werden kann.
Sondern nur: welche realistisch gangbaren Wege stehen (potentiellen, möglicherweise) Betroffenen offen? In was für einer Welt wollen wir leben?