• Tim Burton hat mit seinem neuesten Film Sweeney Todd meinen Humor getroffen. Schön schwarz und trocken,


    leider verharrt der Film auch nur in diesem Humor. Makabere Szenen unterstützen den morbiden Flair, aber Zynismus, gar erheiternde Ironie und Sarkasmus tauchen erst gar nicht auf. Und das ist für mich das größte Problem.


    Ich wusste nicht, dass der Film eine Tragödie ist. Die Akte habe ich nicht gezählt, den Film kann man aber dennoch gut in diese einteilen. Und wenn es genau fünf sind, haben wir auch schon die klassische Tragödie. Wer in der Schule aufgepasst hat, kann also erahnen, worauf das Ganze hinausläuft - es ist ein Bitter End. Am Meisten für die Zuschauer, die bei einem Horror-Musical eher eine Rocky Horror Picture Show mit ernsterem Ton und besseren Effekten erwarten. Menschenverachtende und fast schon zur Belanglosigkeit und zur Normalität heruntergestufte Morde verzücken zwar die Gore-Fans, aber Menschen, die einen kunstvollen, schwarz-romantischen Film sehen wollten, werden hier vor den Kopf gestoßen. Dabei kann ich mit so etwas gut umgehen.


    Vielleicht hatte ich auch eine andere Erwartungshaltung. Ein neues Sleepey Hollow oder einen Edward habe ich gar nicht erwartet. Aber dort spielte die Hoffnung eine große Rolle. Auch in seinen anderen Filmen hat die Hoffnung ihren größten Stellenwert - trotz Mord, Melancholie und unerfüllten Erwartungen. Aber hier, in Sweeney Todd, wird der Zuschauer mit einem bitteren Nachgeschmack entlassen. Wenigstens werden die harten und ziemlich schwarzen Dialoge und Bilder durch einige Skurrilitäten aufgelockert, als Beispiel die Vorstellungs- bzw. Traumszene von Mrs. Lovetts Hochzeitswünschen; aber diese Situationen waren zu wenig. (Zumal die Morde und das Verspeisen von Menschen leider in der echten Welt Gang und Gäbe sind und nicht nur ein kranker Gedanke eines Autors - dadurch wirkt der Film nur noch trostlos und nicht phantastisch wie Sleepy Hollow)


    In der Irrenanstalt gibt es sogar eine ziemlich erschreckende und beunruhigende Szene, als die Insassen einen Angestellten angreifen. Aber das wirkt sich im Nachhinein positiv aus - ist ja schließlich auch ein Horrorfilm.


    Ansonsten ist der Film überaus gelungen - die Schauspieler sind klasse, allen voran Johnny Depp, Alan Rickman und Sacha Baron Cohen. Vorallem das selbstständige Singen hat mich beeindruckt, hätte solche Leistungen nicht erwartet.


    Die Computeranimationen waren solide bis sehr gut und fielen mir nicht ins Gewicht. Die Kamera ist wunderschön und baut durch sowohl langsame, als auch schnelle Fahrten Spannung auf. Die Musik tut zudem ihr übriges und selbst die Untertitel sind mit einigen Ausnahmen gelungen - perfetto.



    Fazit:
    Da ich ein Fan von Burton-Filmen bin und ich seinen aberwitzigen Humor mag, musste ich mir den Film anschauen. Leider hat er mir zu sehr auf den Magen geschlagen, was mich von Burton enttäuscht hat - so habe ich sowohl den Film, als auch ihn selber falsch eingeschätzt.
    Den Film kann man sich durchaus ansehen, gelungen ist er auf jeden Fall. Aber man sollte sich darauf einstellen (können).


    3.5/5



    MFG : blond hair lady