Beiträge von jacky1306

    Im Grunde teile ich die Auffassung, dass es in diesem Song primär um die männliche Jagd geht, wobei ich rayclusters Beitrag (49) auch recht interessant fand. Hier mal meine Version. Auffällig ist, dass sich meine Interpretation besonders im Refrain stark von den vorhergehenden Beiträgen unterscheidet.


    In der ersten Strophe erfahren wir, dass das lyrische Ich seit Tagen unbefriedigtes, sexuelles Verlangen verspürt. Es zieht los, um eine Frau zu finden, damit es endlichen einen Höhepunkt bekommt.


    In der zweiten Strophe wird das lyrische Ich fündig und ergötzt sich beim Anblick eines jungen Mädchens/einer jungen Frau. Es onaniert und bekommt schließlich einen Orgasmus/Samenerguss.


    Der Refrain ist meiner Meinung nach ebenfalls aus Sicht des lyrischen Ichs geschrieben. Mit Verderben sind die überall lauernden sexuellen Reize gemeint, denen sich das lyrische Ich nicht entziehen kann. Sein dauererregtes Geschlechtsorgan nennt es abwertend „Kreatur“. Vielleicht wäre es froh, keines zu haben (= die Kreatur muss sterben).


    In der dritten Strophe kommt es zum Geschlechtsverkehr. Dadurch, dass diesmal auch die Refrain-Zeilen in die Strophe eingearbeitet sind, wird deutlich, wie hilflos das lyrische Ich ist. Es kommt gegen seine Sexsucht nicht an.

    Hallo, hier mal meine Interpretation von dem Song. Beim ersten Mal Hören dachte ich auch erst an das Lebendig-Begrabensein, allerdings unterstelle ich Rammstein (bwz. Till) immer Botschaften "zwischen den Zeilen". Daher kam bei näherer Überlegung das hier für mich raus (ohne die vorangegangenen Beiträge hier im Forum gelesen zu):


    (Wem das zuviel Text ist, kann die roten Einträge einfach auslassen)


    Ein Kind wird während der kalten Winterzeit sexuell missbraucht (Hoppe hoppe Reiter) und niemand bemerkt es, niemand hilft (Und kein Engel steigt herab). Es weint in seinem Bettchen (=Grab/Tatort), kann es nicht ertragen und stirbt innerlich (Mein Herz schlägt nicht mehr weiter). Während des Missbrauchs läuft die Melodie seiner (Lieblings-) Spieluhr (Hoppe hoppe Reiter, eine Melodie im Wind). Das Kind ist stundenlang apathisch (Das kleine Herz stand still für Stunden), aber man geht davon aus, dass es einfach (tot-)müde ist (So hat man es für tot befunden). Es wird in seinem nassen (evtl. durch Tränen, Sperma, etc.) Bettchen zugedeckt (Es wird verscharrt in nassem Sand) und bekommt zum Einschlafen die Melodie seiner Spieluhr vorgespielt (Mit einer Spieluhr in der Hand), welche bisher immer beruhigend auf das Kind einwirkte. Doch bereits in der ersten Nacht wacht es von seinem (Alb-)Traum auf (Der erste Schnee ... ist das kleine Herz erwacht). Es hat Angst (=Frost) und möchte sich mit seiner Spieluhr beruhigen (Hat es die Spieluhr aufgezogen). Doch diese (Horror-)Melodie weckt schlimme Erinnerungen. Das Kind schreit (Der kalte Mond... hört die Schreie in der Nacht), da jedoch wieder niemand zur Hilfe kommt (Und kein Engel steigt herab) fängt es erneut an zu weinen. Es setzt sich auf den harten Holzboden (Zwischen harten Eichendielen) – vielleicht, weil es sein Bett/Tatort nicht mehr ertragen kann – und zieht erneut die Spieluhr auf. Das kleine Kind kann sich mit Worten nicht mitteilen und lässt deshalb die Spieluhr „sprechen“ (=spielen). Kurz vor der Adventszeit kommt die Wahrheit in der Kirche – bei der Beichte? - ans Licht (Am Totensonntag hörten sie aus Gottes Acker diese Melodie) und das Kind ist somit ein Stück weit befreit und es kann ihm geholfen werden (Da haben sie es ausgebettet und das kleine Herz im Kind gerettet).

    Hi,


    da ich neu hier bin, ein kurzes schmerzloses HALLO an alle!


    Das alte Leid gefällt mir persönlich sehr gut, weil es zu den Liedern gehört, die viel Spielraum in der Interpretation zulassen. Daher möchte ich gerne meine Sichtweise des Liedes einfach hier mal in den Raum stellen:



    Ein Mensch/das lyrische Ich wird geboren (Bohne=Geburtskanal; Licht=Licht
    des Kreissaals bzw. Licht der Wirklichkeit). Das kleine Baby konnte von Anfang
    an nicht frei entscheiden, d.h. es wurde nicht gefragt, ob es in unsere Welt
    kommen möchte (Wesen=Mutter; zu gehen drängt=Geburtsvorgang). Diese Einengung der
    eigenen Entscheidungsfreiheit wird in der nächsten Zeile noch deutlicher: Das
    Baby wurde für „die selbe Sache“ geboren, d.h.
    sein Leben soll so verlaufen wie es bei „Otto-Normal-Bürgern“ eben verläuft und
    soll so enden, wie das Leben bei den meisten enden soll, nämlich durch den
    Alters-Tod (=das alte Leid). Es will sich jedoch
    sofort nach der Geburt gegen dieses vorbestimmte Leben wehren mit den ihm zur
    Verfügung stehenden Mitteln: Schreie und Tränen. Alle im Kreissaal Anwesenden freuen sich
    über die Schreie des Kindes als Zeichen des eigenständigen Atmens, doch das
    lyrische Ich empfindet dies als Gelächter (=Auslachen,
    Verspotten).


    Das Kind (= junger Leib) darf
    nicht so leben/sein, wie es gerne möchte. Es lebt/blüht nicht, sondern
    vegetiert (=fault) vor sich hin. Es darf kein
    Individuum sein, sondern sein Leben wird durch sein Schicksal
    gelenkt
    . Doch nun merkt das lyrische Ich zum ersten Mal bewusst (=weiß ich endlich), dass ihm niemand sein gewünschtes
    Leben schenken wird (=hier wird nichts verschenkt).
    Diese Zeile stellt den Wendepunkt des Liedes dar.


    Bisher beschreibt das lyrische Ich seine negative
    Einstellung zu seinem vorprogrammierten Leben - aber man bekommt den Eindruck,
    dass es sich mehr oder weniger damit abgefunden hat, so leben zu müssen, wie
    andere es wollen. Die eintönige Musik/“Melodie“ untermauert diese triste
    Stimmung. Doch jetzt realisiert es, dass sein Leben so nicht weitergehen kann.
    Seit der Geburt (=Bohne, s.o.) ist ihm sein Dasein
    nichts wert (= in das Nichts). In der zweiten
    Strophe folgt nun eine emotionale Wortsteigerung: Vom Nichts-Wert-Sein
    über „Wahnsinn“ bis hin zum „Krieg“ und „Herz versengt“.
    Allein die Auswahl der Worte erzeugt Spannung und man merkt richtig, wie sich
    die Wut des lyrischen Ichs von Zeile zu
    Zeile ansammelt, bis sie sich letztendlich – nach kurzer Gesangspause - in der
    Zeile entlädt: Ich will ficken!



    Meiner Meinung nach geht es Till hier nicht um das Wort
    FICKEN sondern mehr um die Wörter ICH WILL. Das lyrische Ich weiß nun endlich,
    was es will bzw. was es nicht will – und zwar sein bisheriges Leben. Es hätte
    genauso gut heißen können:


    Ich will AUSBRECHEN.


    Ich will ANDERS SEIN.


    Ich will LEBEN.


    Ich will ICH SEIN.


    Aber all diese Varianten wären zu harmlos für diese angestaute Wut. Das
    lyrische Ich will gehört werden. Bei welchem Wort hören denn alle hin? Singt
    man ein deutsches Lied mit Worten wie z.B. Liebe, Sehnsucht, Herzschmerz – es
    wird kaum beachtet. Wird aber übers „Ficken“ gesungen, sind die Medien morgen
    voll davon (weiß Rammstein nur zu gut).


    Die letzte Zeile „Nie mehr das alte
    Leid
    “ bleibt für mich ein offener Schluss. Vielleicht ist damit
    Selbstmord als Erlösung/Befreiung gemeint. Vielleicht auch nur der Beginn eines
    neuen/gewollten/selbstbestimmten Lebens.


    Passend zu meiner Interpretation ist auch das Babygeschrei
    am Ende des Liedes – es gehört absolut dazu.