Beiträge von Teutone

    Kann es sein, dass das Video eig einen recht simplen Plot hat?


    Am Anfang sieht man seinen Kampf mit sich selbst, seinen bösen Ich/Geistern und als die Mongolen reinbrechen, bedeutet das die Befreiung, also im Sinne etwas eingeworfen zu haben, das ihn mit auf den Trip nimmt. Nur leider ist dieser Trip eben kein guter.


    Oder habe ich nur zusammengefasst, was allen klar war, ich aber noch nicht so rausgelesen habe? :))

    Ich hätte jetzt eher darauf getippt, dass das ganze Video vom Anfang bis Ende die Wahnvorstellungen von Leuten (Musikern), die auf harten Drogen sind, thematisiert: Versuchen, gemeinsam ihr Lied zu spielen, und bilden sich ein, sie machten es richtig (während in Wirklichkeit nur völlig verquere Töne rauskommen, u.a. sind sie viel zu langsam-schleppend, es fehlt jegliche Abstimmung usw.). Tägtgren ist immer der Beobachter, der furchtbare Ängste hat und sich einbildet, es kämen Kolibris auf ihn zugeflogen, die mit ihm sprechen. In der Irrenhaus-Szene bekommt er mit, dass Till und Peter Stormare, die sich für ihr eigenes Spiegelbild halten, sich an die Gurgel gehen und einer den anderen ersäuft, wobei das auch wieder Einbildung sein könnte, und in Wirklichkeit einer der beiden den Drogentod (Überdosis) stirbt. Aber Tägtgren selbst reagiert nicht, steht eben nicht auf, weil er wie gelähmt ist. Dann bildet er sich ein, mongolische Reiter würden sie überfallen, blickt nach eigener Vorstellung einem Reiter voller Angst ins Gesicht (der aber könnte für den Tod stehen, dem man ins Angesicht blickt). Dieser Tod holt dann Till, was Tägtgren, der sich erst mal die Hose hochziehen muss, so sieht, als würden die Reiter seinen Freund mit sich schleifen - in Wirklichkeit stirbt auch der einen Drogentod. Tägtgren scheint dann derjenige zu sein, der den gefährlichen Drogentrip überlebt und am Ende wohl nicht mehr weiß, was eigentlich mit seinen beiden verstorbenen Freunden passiert ist.


    Insofern korreliert das Video relativ stark mit dem Text, der ja auch recht eindeutig um tödlichen Drogenkonsum geht; ein Mensch wünscht sich vergeblich, dass der andere am nächsten Morgen wieder aufsteht, und kapiert nicht, warum er es nicht tut. Im Text weist allerdings die dritte Strophe ziemlich genau auf Heroinkonsum (schwarze Löcher) hin, was im Video jetzt nicht so eindeutig ist (es könnte auch eine andere harte Droge sein, ob nun Exstasy, Kokain, Chrystal ... da kenne ich mich zu wenig mit den Reaktionen aus).


    Nur mal meine Interpretation, ohne Anspruch auf völlige Stimmigkeit. ;)


    Das Lied gefällt mir übrigens richtig gut. Nicht nur die Melodie ist grandios, ich mag es auch, wie der Text zu zwei Dritteln eigentlich eine harmlose Situation am Morgen zu beschreiben scheint, aber mit ganz wenigen Zeilen jedem deutlich signalisiert wird, dass es um einen Drogentoten geht. Das ist wirklich perfekt auf den Punkt gebracht, ohne dass eine lange Symptombeschreibung notwendig wäre.

    Meine Rangliste nach einer Woche - schön langsam kristallisiert es sich klar heraus:


    1. Radio (9 Punkte)

    2. Tattoo (9)

    3. Puppe (9)

    4. Was Ich Liebe (8)

    5. Weit Weg (8)

    6. Zeig Dich (7)

    7. Deutschland (7)

    8. Hallomann (7)

    9. Sex (7)

    10. Diamant (7)

    11. Ausländer (4)


    Jeweils Punktezahl im Vergleich zur maximal möglichen Anzahl von 10 Punkten.


    Mittlerweile fällt mir auf, dass ich durchaus auch mit manchen experimentelleren, untypischeren Liedern viel anfangen kann, siehe "Weit Weg" und "Puppe". Nur bei "Ausländer" kann ich nicht froh werden... gar nicht so sehr wegen der Synthies, eher wegen des fehlenden Schlagzeugs in den kompletten Strophen und des doch seeehr bescheidenen Textes.


    "Deutschland" und "Zeig Dich" wären mit anderer thematisch-textueller Bearbeitung höher eingestuft.

    "Sex" ist zwar für mich textlich auch keine Meisterleistung, aber mit etwas Grinsen im Gesicht kann man es sich doch gut anhören; musikalisch ist es gut.

    "Diamant" krankt halt leider an seiner Unterentwicklung, im wahrsten Sinne des Wortes ein "Roh-Diamant". Was wäre mit einer Steigerung und opulent-epischem Finale alles möglich gewesen...

    Ich möchte nochmal diese interessante Theorie des "Dunklen Parabelritters" aufgreifen und etwas weiterentwickeln, so wie ich das sehe. Leitthema: Ein gestörtes Verhältnis zur Liebe, der Protagonist (das lyrische Ich) wird vom Opfer zum Täter:


    1. Deutschland: Der (deutsche) Protagonist leidet an seinem eigenen Land, kann es nicht lieben, obwohl er gern würde, wegen der gesellschaftlichen Mentalität, der er sich nicht entziehen kann.


    2. Radio: Er flieht sich in ferne Welten, die er nur technisch empfangen kann (hier aber nicht ganz sicher, ob das ins Konzept passt).


    3. Zeig Dich: Er ist als Kind Missbrauchsopfer geworden oder aber er kann als Christ seiner Kirche nicht mehr vertrauen wegen solchen Taten, Lug und Betrug, und verliert so die Liebe auch zu Gott.


    4. Ausländer: Er tobt sich sexuell im Ausland aus, teilweise mehrere Frauen in einer Nacht, ein wahrhaft ausschweifendes Leben, verliert vielleicht auch die Bindung an ein festes Haus und Heim und ihm fehlt Familie.


    5. Sex: Er giert nach immer mehr Sex, es ist auch das, was ihm im Leben am meisten Spaß macht, aber zugleich ekelt er sich immer, zumindest am Anfang, davor. Das zeugt von einem zumindest teilweise gestörten Verhältnis zur Sexualität.


    6. Puppe: Wäre dann wieder ein Rückblick auf seine Kindheit / Jugend - seine Schwester prostituierte sich gleich nebenan und er wurde dadurch komplett verstört, zerstört seine Puppe, die zumindest als Entsprechung der Schwester selbst steht (je nach Auffassung ist also ein Mord an der eigenen Schwester wenigstens als Wunschgedanke angedeutet).


    7. Was Ich Liebe: Hier ist es sehr generell ausgedrückt - was das lyrische Ich liebt, muss es zugleich hassen, was ihm Freude macht, vergeht bald. Somit wird alles Schöne relativ, es kommt zu einer Art Sinnkrise.


    8. Diamant: Er hat eine Angebetete, verliert sich auch in ihrer Schönheit, doch sie ist für ihn wie ein Diamant nicht nur schön, sondern auch "hart wie Stein". D.h. entweder sie ist selbst zu eiskalt und gefühlslos für ihn oder aber er selbst ist das Problem und kann sich trotz aller Bewunderung nicht auf sie als Partnerin einlassen.


    9. Weit Weg: Der Protagonist bewundert eine attraktive andere Frau im Haus gegenüber, so sehr, dass er zum Spanner wird und sich - zumindest angedeutet - einen runterholt, wenn sie im Fenster nackt zu sehen ist. Seine Einsamkeit und Verlassenheit kann das nicht beheben, sie bleibt "weit weg".


    10. Tattoo: Sollte das auch ins Konzept passen, dann insofern, als der Protagonist, anders als von seinen Tattoos, sich von seiner Partnerin durchaus zu trennen bereit ist - und sich eine sucht, die auf den tätowierten Namen ebenfalls passt.


    11. Hallomann: Hier endet die stringente Konzept-Geschichte - das langjährige Opfer fehlender Liebe, gesellschaftlicher Missstände, möglicherweise sexueller Übergriffigkeit und eigener sexueller Störungen und Verstörungen sowie gescheiterter Beziehungen ist anscheinend pädophil geworden und entführt ein kleines Mädchen, das er (angedeutet) missbraucht, vergewaltigt und vermutlich im Meer entsorgt. Aus dem absolut unschuldigen Opfer ist ein klarer Täter geworden, dessen Tat nicht mehr zu entschuldigen ist.


    So macht das meiner Meinung nach schon Sinn. Wäre wirklich ein geniales Konzept, vor allem gut, dass sie es nicht selbst hinausposaunt haben, sondern darauf gewartet haben, ob jemand draufkommt. Anzumerken ist, dass aufgrund anderer Erwägungen bei der Zusammenstellung die Reihenfolge wohl nicht ganz chronologisch ist, sonst hätte "Puppe" wohl ganz vorn stehen müssen gemeinsam mit "Zeig Dich", "Was Ich Liebe", "Diamant" und "Tattoo" vor "Ausländer" und "Sex", dann "Weit Weg". "Hallomann" am Schluss ist aber korrekt.


    Dass aus anderen Gründen ich mich mehreren Vorpostern hier anschließe, dass mich das Album nicht so ganz vom Hocker haut (musikalisch und vor allem textlich), steht auf einem anderen Blatt. Aber dieses Konzept hat es schon in sich...

    Runner84 Kumpel, du verwechselst eben Sex und Liebe.


    Till hat einen Komplex, du solltest nicht denken, dass er eig ein netter Typ ist, der eben Fantasien hat und sie zu Papier bringt, weil er sich nicht getraut die auszuleben, sondern es ist umgedreht. Schlimmstenfalls ist er ein wenig primitiv.


    Gegenfrage, wieso findest du als Frau solche Texte gut?

    "Umgedreht" würde also heißen, er lebt all seine Phantasien aus, die in seinen Texten vorkommen? Also inklusive "Heirate mich", "Spiel mit mir", "Mann gegen Mann", "Ich tu dir weh" und "Hallomann"?


    Ich weiß ja nicht... :D Wir wollen es mal nicht hoffen.


    Letztendlich glaub ich, es geht darum, ein Sammelsurium an menschlichen Schattenseiten zu beleuchten. Nicht immer mit einer klaren, moralischen oder sittlichen Botschaft, sogar in der Regel nicht - die kann man nur für sich selber ziehen. Nur eben beleuchten. Seien es sexuelle Abarten und Ausschweifungen, sei es Gewalt, sei es Mord, sei es Traurigkeit, unglückliche Liebe oder Hass - oder auch Tod.


    Ob man das in einem Text hören will, ist Geschmacksfrage. Man kann durchaus "Heirate mich" lieben, ohne selber auch nur im Ansatz nekrophil zu sein oder das toll zu finden - vielleicht sogar eben deshalb, weil man mit gesundem Verstand das nicht für normal oder erstrebenswert hält.


    Andere Leute, vielleicht sogar eine Mehrheit, wiederum wollen ihre Texte rein positiv und nicht so viel Böses hören. Wie gesagt Geschmacksfrage. Ich persönlich muss auch sagen, dass es sicher sich nicht gut auswirken würde, wenn ich einzig und allein NUR Rammstein und Musik mit ähnlich morbiden Texten hören würde. In 60 - 70 % der Fälle tut mir dann auch etwas Fröhliches, etwas über Natur, Heldentum, Freundschaft etc., gut.


    Till deshalb einen Komplex zu unterstellen, halte ich für gewagt.

    Also mit dem zweiten Hördurchgang haben sich doch noch einige Lieder gesteigert in meiner Gunst: v.a. "Zeig Dich", "Was Ich Liebe", "Weit Weg", "Hallomann" - und auch "Puppe" hat mir noch einen Zacken besser gefallen als beim ersten Mal.


    Bei "Was ich liebe" finde ich mittlerweile, dass es doch nicht so merkbar schlechter ist als die Demo. Der Refrain ist, wenn man es genau nimmt, diesmal melodisch anspruchsvoller ausgefallen als auf der "Pussy"-Version. Nur der melancholisch-dunkle Strophengesang aus der Demo fehlt mir irgendwie, der hat da so eine spezielle Komponente reingebracht in Verbindung mit dem Text.


    Drei Dinge sind allerdings gleich geblieben: 1. Ausländer ist nicht wirklich schön oder gut (auch wenn es gerade mein Ohrwurm ist - ja, die Ohrwurm-Lieder sind oft nicht die besten...). 2. Diamant ist einfach unterentwickelt und reicht nicht an die meisten Rammstein-Balladen hin. 3. Es fehlen die richtigen Geniestreiche. So richtig gut gehe ich nur zu Radio, Tattoo, Puppe und vllt. Zeig Dich ab.


    Nach dem Erscheinungstag sähe meine Punktetabelle derzeit so aus:


    1) Radio (9 / 10)

    2) Tattoo (9 / 10)

    3) Puppe (8 / 10)

    4) Was ich liebe (8 / 10)

    5) Zeig Dich (8 / 10)

    6) Deutschland (7,5 / 10)

    7) Weit Weg (7,5 / 10)

    8) Hallomann (7 / 10)

    9) Diamant (7 / 10)

    10) Sex (7 / 10)

    11) Ausländer (5 / 10)


    Heißt allerdings immer noch, dass es nicht die ganz große Glanztat gibt auf diesem Album und dass sehr viele Lieder auf ähnlichem Niveau sind (recht hohes Niveau, für Rammstein-Verhältnisse allerdings eher mittelmäßig). Gibt aber immerhin einen aktuellen Punkteschnitt von 7.5, also 75 % der möglichen Ausbeute. Damit ist es zumindest nicht wesentlich hinter "Rosenrot", das hat bei mir, soweit ich weiß, 7.7 Punkte im Durchschnitt.

    Es ist also zwar nicht ihr bestes Album und vielleicht für 10 Jahre Auszeit etwas wenig, aber, um den Tag positiv zu beschließen: Es ist durchaus ein gutes Werk. :)

    Naja, du kannst nicht gleichzeitig durch das Schlüsselloch jemanden beobachten, der deine Schwester tötet und gleichzeitig selber der Mörder sein.

    Das steht aber im Endeffekt so ausdrücklich nicht da, dass er den Mörder durchs Schlüsselloch beobachtet. Das wäre nur der Fall, wenn man davon ausgeht, dass der Text hier chronologisch gegliedert ist: Er sieht zu ihr durchs Schlüsselloch - gerade dann schlägt sie einer tot. Wenn man es so sieht, hast du Recht.


    Es kann aber auch so aussehen: Er sieht zu ihr regelmäßig durchs Schlüsselloch ("Wenn Schwesterlein der Arbeit frönt" kurz zuvor ist ja auch ein regemäßiger Akt), bis sie irgendwann totgeschlagen wird - und dann kann er es auch selbst sein.


    Glaube, dass man es zumindest auch so interpretieren kann. ;)

    Einige Rezensenten schrieben ja im voraus irgendwas davon, dass der Junge (das lyrische Ich) vor Bitterkeit seiner Puppe den Kopf abreiße.


    Ich denke aber, damit haben sie den Sinn nicht ganz erfasst.


    "Und dann reiß ich der Puppe den Kopf ab" - die Puppe steht meines Erachtens für die sich prostituierende Schwester!

    Dementsprechend: "Und einer schlug sie tot" --> der eine ist der Junge selbst (steht ja nirgendwo, dass es ein Freier sein muss).

    Und deshalb geht es ihm hinterher auch gut.


    Ist zumindest eine mögliche Interpretation, würde ich sagen. Da Till bekanntlich solche "versteckten Inhalte" liebt. Ist übrigens auf diesem Album eine wohltuende Ausnahme, ein Text, der nicht 1:1 wörtlich ist, zumindest in einigen Passagen.

    Hier Teil 2 meiner Bewertung:


    Tattoo

    ...und hier kam seit "Radio" der erste Moment im Album, wo ich euphorisch mitgegangen bin und gerockt habe: bei diesen hammergeilen Gitarrenriffs, die auch von "Herzeleid" stammen könnten. Nur ein wenig schade, dass sie in der zweiten Strophe nicht mehr so konsequent zwischen den Gesangspassagen eingesetzt werden. Ansonsten auch vom Aufbau her gut, die "Bridge" ist stark, hier wird der Refrain endlich mal zum pathetischen Höhepunkt (und zugleich wird da klar, warum es doch nicht von "Herzeleid" stammt). Textlich ist es natürlich nicht sehr doppeldeutig, zudem ähnlich wie "Radio" ein eher "profanes" Thema, aber dafür lyrisch doch ebenfalls gut umgesetzt. "Wenn das Blut die Tinte küsst, wenn der Schmerz das Fleisch umarmt" und "Aber wenn du uns entzweist, such ich mir jemand, der genauso heißt" gehören textlich zu den besten bzw. besseren Passagen des Albums. Aber das Lied ist wirklich richtig Rammstein von ihrer (fast) besten Seite, etwas Kombination von alten, brachialen und neueren, melodischeren Alben. Sowas gibt es (leider) zu selten auf der Platte.

    Punktezahl: 8.5 / 10 (Tendenz zu 9 / 10)


    Hallomann

    Zum Abschluss hatte ich mir auch wieder ein bisschen mehr erhofft. Diese Einleitung und auch das Ende sind einfach gut, das Thema richtig schauderhaft und stark. Aber erstens hätte man das musikalisch besser umsetzen können, z.B. das eigentlich gute Riff, das schon im Youtube-Teaser zu hören war, das jetzt aber sehr in den Hintergrund geraten ist. Auch fehlt mir, zweitens, irgendwas an der Struktur, das werde ich sicher nach mehrmaligem Hören genauer definieren können. Und drittens hab ich irgendwie als Freund von Lyrik ein Problem mit "Muscheln mit Pommes frites", es wirkt einfach so unpoetisch. ;)

    Punktezahl: 6.5 / 10


    Ja, insgesamt, man merkt es vielleicht schon an meinen Punktevergaben (einmal 6.5, viermal 7, zweimal 7.5): Zwar gibt es keine krassen Aussetzer nach unten (gab es ja früher auch mal aus meiner Sicht), aber es fehlen auch die großen Meisterleistungen; alles ist auf einem recht ähnlichen, ordentlichen, aber angesichts der Erwartungen an eine Band wie Rammstein nicht ganz zufriedenstellenden Niveau. Fast alles auf ca. 70 - 75 % der Leistungsskala. Herausstechen können daraus nur "Radio" und "Tattoo" sowie mit Abstrichen "Puppe", was dann auch meine Höhepunkte des Albums sind. "Deutschland" könnte rein musikalisch noch ein Glanzpunkt sein, "Was ich liebe" rein textlich. (Vielleicht sollte man die beiden kombinieren? :D)


    Insgesamt fehlt es mir doch an so richtigen Glanzleistungen, wie es sie sonst auf jedem Album gab ("DRSG", "Heirate mich", "Du hast", "Eifersucht", "Sonne", "Feuer Frei", "Reise Reise", "Ohne dich", "Benzin", "Zerstören", "Waidmanns Heil", "Haifisch" u.v.m.). Selbst bei "Radio" und "Tattoo" glaube ich nicht, dass sie daran heranreichen, auch nach einer Eingewöhnungszeit.


    Was ich übrigens nicht ganz teilen kann, ist die Kritik am Sound. Ich kann nicht sagen, ob ich ihn besser als den der bisherigen Alben finde oder schlechter, mit ein paar wenigen Ausnahmen, die ich schon genannt habe, finde ich ihn aber voll in Ordnung.


    Jetzt nochmal eine Querschnitts-Kritik:


    Top

    + Tills Gesang ist sehr variabel und insgesamt sehr gut, sogar tendenziell nochmal verbessert

    + es gibt keine absoluten Ausfälle, alles kann zumindest irgendwo etwas überzeugen

    + bei "Deutschland", "Radio" und "Tattoo" ist Innovation und ein roter Faden zwischen alten, neueren und ganz neuen Zeiten erkennbar


    Flop

    - die Texte gefallen mir etwas weniger als auf allen bisherigen Alben; das Doppeldeutige fehlt meist, manchmal sind sie auch holprig oder einfallslos

    - einige Lieder werden musikalisch trotz guter Ideen nicht konsequent zu Ende entwickelt ("Diamant", "Hallomann") oder es fehlt der Komposition an Genialität ("Zeig dich", "Sex", "Was ich liebe") bzw. an Klarheit ("Puppe")

    - es fehlt dem Album definitiv an wirklichen Höhepunkten / Glanzleistungen

    - was von vornherein klar war: ich bin weder sehr glücklich mit dem fehlenden Albumtitel noch mit dem doch eher langweiligen, blassen Cover


    Ich muss gestehen, für 10 Jahre Wartedauer (von denen ich selbst 7 gewartet habe, seit 2012 höre ich Rammstein) ist das ein bisschen wenig. Kein Reinfall, aber auch nicht die erhoffte Meisterleistung. Selbstverständlich geb ich dem Album noch eine Chance, sogar mehrere.


    Aber ich glaube doch, "LIFAD" (das ich sehr schätze, auch wenn das viele anders sehen), hätte mich aufs erste Mal mehr gefesselt bzw. begeistert. Bei mir rangieren "Herzeleid" (wegen der rohen Anfangs-Energie), "Mutter" (wegen besonders vieler Toptitel), "Reise Reise" (wegen gelungener Experimente, einer gewissen Gereiftheit) und "LIFAD" (schneller, hart, provokativ und doch auch experimentell) gleichauf auf den ersten Rängen. "Sehnsucht" und "Rosenrot", zwei ebenfalls gute bis sogar sehr gute Alben, kommen danach. Leider müsste ich derzeit (!) das neue, unbenannte Album auf dem letzten Rang einordnen.


    Aber schön zu sehen, wie die unterschiedlichen Meinungen hier sich artikulieren. :)

    Heute mittags ist das Album bei mir angekommen, bislang kam ich aber wegen beruflicher Tätigkeit und einer Beerdigung insgesamt erst zu einem Hördurchgang, der noch dazu durch die Beerdigung unterbrochen war. ;) Von diesem möchte ich aber jetzt mal meine Eindrücke schildern und dazu auch schon mal vorläufige Punktezahlen vergeben:


    Deutschland

    Kennen wir ja schon, das große Fass mach ich jetzt nicht auf. Im Albumvergleich muss ich sagen, dass es mir musikalisch sogar mit am besten gefällt. Das Riff in Kombination mit den Synthies und der Liedkomposition ist wirklich innovativ. Ich persönlich - da werd ich aber wohl fast der einzige sein - finde, wie schon mal erwähnt, das Thema nicht unbedingt adäquat behandelt, das mag aber auch an politischen Unterschieden zwischen mir und den Rammsteinern liegen. Ein schönes Stück Musik ist es dennoch, der Gesang hervorragend - und textlich werden zukünftige Historiker es vielleicht mehr als Dokument einer zerrissenen Gesellschaft sehen. Ach ja noch eins: Tendenziell fände ich es besser, wenn bei einem Album nicht die ersten zwei Titel schon vorab veröffentlicht werden, das nimmt irgendwie den Überraschungseffekt weg beim ersten Hören. Allerdings: Vom Sound bin ich auf der CD mehr angetan als auf Youtube.

    Punktezahl: 7.5 / 10


    Radio

    Ich war ja schon bei der Video-Veröffentlichung sehr zufrieden mit dem Lied und bin es auf der CD erst recht. Bzw. mir wird bewusst, dass es wirklich das stärkste Lied oder wenigstens einer der Höhepunkte des Albums ist. Die Kombination aus (durchaus hartem!) Riff und Elektronik erinnert an "Sehnsucht"-Zeiten, während der leicht-eingängige Refrain auch nicht anders als etwa bei "Ich tu dir weh" ist und deshalb das ganze Stück kaum als "poppig" bezeichnet werden kann. Ich liebe auch die Gesangsleistung. Dafür, dass das Thema Radio eigentlich eher "technisch-materiell" ist, ist es wirklich lyrisch gut behandelt! Ein wirklich gutes Stück Musik; ob es für eine Einstufung zu den ganz großen Rammstein-Liedern reicht, bezweifle ich derzeit noch etwas. Aber mit bspw. "Amerika" oder "Engel" kann es gut mithalten, und die zählen ja heute auch als Klassiker.

    Punktezahl: 9 / 10


    Zeig dich

    Geht flott und hart nach vorne, wenngleich in den Strophen nicht so sehr, wie ich ursprünglich erwartet hatte. Insgesamt ist es aber doch ein härteres Stück Musik, so wie man es von Rammstein auch tendenziell erwartet. Mir kam es aufs erste Mal so vor, als könnte der Gesang im Refrain etwas deutlicher sein, so geht er ein klein wenig unter - vielleicht täusche ich mich aber auch. Ein sehr ordentliches Lied, das das Album definitiv eher besser als schlechter macht. Aber auch ganz ehrlich: Auf früheren Alben wäre es kein Höhepunkt gewesen, vielleicht sogar eher untergegangen. Richtig "genial" finde ich es (noch) nicht.

    Noch kurz zum Text: Ja, wenn man das Thema wählt, kann man das so behandeln; schlecht gedichtet ist das nicht, wenn auch ohne lyrische Meisterleistung. Ich finde auch - selbst als Katholik - einige der Vorwürfe an die Kirche gerechtfertigt, zumindest teilweise. Allerdings stell ich mir bei so "kirchen-" oder "christentumskritischen" Texten immer die Frage, ob dieselben Künstler sich dieselbe harte Kritik auch an Judentum oder Islam getraut hätten. Das macht den Text nicht unberechtigt, aber wirklich mutig ist er nicht.

    Punktezahl: 7.5 / 10 (Tendenz zu 8 / 10)


    Ausländer

    Hier bin ich aufgrund der Beschreibungen im Netz schon ohne große Erwartung reingegangen, eher mit Bauchschmerzen. Ganz so schlimm wie schon befürchtet fand ich das Lied dann gar nicht mal. Im ersten Eindruck schwanke ich noch zwischen "witzig, mal so ein Spaß-Text zur Abwechslung" (tatsächlich musste ich etwas grinsen bei einigen Zeilen) und "einfach nur textlich platt und belanglos, musikalisch gefällt mir der starke Techno-Einfluss auch nicht wirklich". Der Stellenwert so eines Liedes kommt eben darauf an, wie das restliche Album ist. Wäre das Album voll von Höhepunkten, wäre "Ausländer" mal so als Witz-Nummer ganz akzeptabel. Finde es in seiner Funktion (!) schon ähnlich wie "Pussy", das aber auch nie einer meiner Lieblingstitel war.

    Punktezahl: 5.5 / 10


    Sex

    Finde ich besser als gedacht, aber auch nicht wirklich sehr stark bislang. Das Rock'n'Roll-Riff ist recht schön, aber trotz gutem Gesang fehlt mir ein wenig das "Beeindruckende" an dem Lied. So geht es im Vergleich zum bisherigen Rammstein-Opus trotz des plakativen Titels doch eher unter. Den Text find ich eigentlich noch recht ordentlich, wenngleich nicht sehr tiefgründig. Ein bisschen inkonsequent empfinde ich, dass man nicht recht weiß: Geht es um die Schönheit von Sex mit einer gut bestückten Frau - also nichts Skandalöses, eher etwas Nachvollziehbares ;) ? Aber warum muss sich das lyrische Ich dann überwinden, warum "mir wird schlecht"?

    Punktezahl: 7 / 10


    Puppe

    Das hat schon eine Wucht und der Text ist auch nicht übel, wenngleich es da auch Besseres von Till gibt. Irgendwie mag ich es schon, wie es zuerst sich ruhig und bedrohlich aufbaut und dann richtig loskracht inklusive schreiendem Till. Allerdings, im Vergleich zu "Wiener Blut", das hier auch schon als Vergleich herangezogen wurde, fehlt mir irgendwas bei der Umsetzung der lauten Refrain-Passagen, ich kann aber noch nicht recht sagen, was. "Wiener Blut" mag ich übrigens schon sehr gern, obwohl man es tatsächlich nicht ganz so oft hören kann, gerade wegen dem Geschrei und den Laut-Leise-Wechseln. Wenn man energetisch ist, ist es super, wenn man müde oder gestresst ist, geht es gar nicht. So ähnlich wird es hier wohl auch werden.

    Punktezahl: 8 / 10


    Was ich liebe

    Vorab: Ich liebe (haha) ja den Text seit jeher, der ist tiefgründig und schön, auch und gerade weil er mal nicht ein konkretes Fehlverhalten, Gewalt oder abweichende Sexualität, behandelt, sondern etwas "Inneres". Die Demo-Version fand ich immer besser als "Pussy", vor allem der Refrain passte da sehr gut zur Lyrik, man hätte für meinen Geschmack von der Demo nur die Strophen etwas musikalisch anreichern müssen und noch einen richtigen C-Teil einfügen. Die jetzige Version hat mich demgegenüber so ein klein wenig enttäuscht. Ist zumindest nichts "Besonderes" in Aufbau und Wachstum. Der Refrain ist schon recht gut, in den Strophen, zumindest am Anfang, gefällt mir nicht, dass hier der Drumcomputer (bin da generell kein Freund von) anstatt des Schlagzeugs agiert.

    Punktezahl: 7 / 10 (aber v.a. wegen dem Text, sonst weniger)


    Diamant

    Ouuuuh, schade. Das waren meine ersten Gedanken, als ich merkte, das Lied geht zu Ende. So ein schönes, besinnliches Lied, dazu ein für Rammstein ungewöhnlich netter, aber doch ordentlicher Text - aber dann kommt kein großer Refrain, kein opulenter Höhepunkt, stattdessen endet es viel zu schnell. Wirklich schade. Es fehlt der Pathos, den ich an Rammstein-Balladen so mag. Da kommt es als Ballade nicht nur nicht an "Mutter" oder "Ohne dich" ran (bei weitem nicht), sondern auch "Roter Sand" finde ich da am Ende spannender, besser zu Ende gebracht. Schön anzuhören, aber keine wirklich große Ballade.

    Punktezahl: 7 / 10


    Weit weg

    Gut, Voyeurismus als Thema, das hat noch gefehlt, außer bei "Feuer und Wasser" vielleicht. Ich find es textlich recht ordentlich bis gut, relativ verklausuliert und in der entscheidenden Passage ("mit einer Sonne in der Hand") metaphorisiert, wie oft bei Rammstein; der große Skandal wird nicht direkt ausgesprochen. Musikalisch besser, alias schwungvoller und rockiger, als ich ursprünglich dachte, auch wenn es nicht unbedingt sehr hart ist. Der Refrain inklusive Gesang ist stark. Hier ist mir aber erstmals schmerzhaft aufgefallen, dass das Alleinstellungsmerkmal "rollendes R" so ziemlich komplett fehlt. Da es eben zu Rammstein gehört, finde ich das schade.

    Punktezahl: 7 / 10


    (Teil 2 kommt gleich)

    Alles was nur ein bisschen rechts wirkt muss komplett verteufelt und ausgerottet werden. Rammstein werden leider weiterhin in Richtung rechts angesehen. Daher sind so viele Reviews mit einem so dermaßen hohen negativen Schreibstil geprägt. Heutzutage ist das ja ohnehin einfach nur schlimm, wenn es Leute gibt, die nicht mega ultralinks sind und sich entsprechend nicht so kennzeichnen.

    So ist es. Wer nicht "Deutschland verrecke" singt und mit Regenbogenfahne auf die Bühne kommt, ist verdächtig. So gesehen dürfen sich nur Gruppen wie "Feine Sahne Fischfilet" sicher sein, in der Presse geschätzt und akzeptiert zu werden. ;)


    Um nicht vom Thema abzuschweifen: Ich hab mich dann für die "normale" CD, also nicht die Special Edition, entschieden, da es ja eh keine Bonus-Lieder gibt. Meine Vorfreude steigt übrigens nach den ganzen Rezensionen, und das obwohl überraschend viele sehr negativ bzw. in Richtung "selbes stumpfes Zeug wie immer" gehen. Als Rammstein-Liebhaber muss man eben zwischen den Zeilen lesen und das vom Rezensenten Kritisierte rausfiltern. ;)

    So voreilig wäre ich nicht. Nicht ohne Grund haben die damals Böhmermanns Parodie auf Twitter und Facebook geteilt.

    Ich erwarte auch nen deutlich "Fickt euch AfD/Pegida/Rechts" Song von Rammstein. Dafür sind die einfach zu politisch.

    In dem Artikel vom "Spiegel" und auch in anderen Rezensionen steht aber, dass es sich bei "Ausländer" um ein Lied über einen Gigolo handelt, der in fremden Ländern auf Frauensuche für eine Nacht ist. Passt nicht ganz zu der erwarteten politischen Thematik. ;)


    Ist letztlich auch gut so. Ob sie das damals geteilt haben, weiß ich nicht. Aber weder steht es einer Band mit künstlerischem Anspruch gut an, sich zum Sprachrohr der politisch regierenden Klasse zu machen, noch ist es sehr sinnvoll, Fans, die solche politischen Aussagen nicht so toll finden, zu vergraulen, nur um sich bei anderen (die oft die Musik nicht mal gern haben) lieb Kind zu machen. Nur meine Meinung. :)

    https://www.spiegel.de/kultur/…ein-kritik-a-1266653.html


    Wenn man die leicht negativ-spöttische Grundierung des Artikels beiseite lässt, macht dieser Vorbericht bei mir Lust auf die neue Platte: Gerade, da beschrieben wird, wie "gewohnt" und "wie immer" alles doch ist. Heißt: Es wird sich keiner beschweren müssen, dass Rammstein sich zu extrem verändert hätten. Anscheinend weder textlich noch musikalisch. Es scheint eine doch recht typische Platte zu werden - was ich prinzipiell auch als positiv empfinde! Zumal ich ganz erleichtert bin, dass es sich bei "Ausländer" dann wider Erwarten doch nicht um den befürchteten "Gutmenschen-Til-Schneider-Charity-Song gegen rechts" handelt. ;)


    Ach ja und der Textauszug zu "Tattoo" ist ja mal genial... :D

    Ich meine die textzeile war auch in nem Gedicht von till aber vielleicht vertu ich mich da auch aber dieses "Besser wiederlich als wieder nicht" kommt mir definitiv bekannt vor!

    Wollte ich auch grad schreiben. Ich glaub, das war ein Gedicht über jemanden, der seine todkranke Oma f****. Der Name ist mir jetzt gerade entfallen. Ziemlich heftiger Stoff. Würde aber nicht drauf wetten, dass eins der Lieder tatsächlich dieses Thema behandelt; es könnte auch einfach nur dieser Spruch bzw. diese Textzeile übernommen worden sein (so ähnlich wie "Nichts ist für dich...", das man damals erst bei "Jeder lacht", dann mit völlig anderem Thema bei "Adios" verwendet hat).

    Bei deiner Ansicht, dass Singles überflüssig sind, gehe ich mit. Ich brauch sie auch nicht. Alben reichen mir vollkommen und wenn man dann halt mal eine B-Seite verpasst ... mein Gott, dann ist das halt so.


    Zu Zeitschriften und Zeitungen hab ich eine andere Ansicht: Erstens hab ich lieber ein gedrucktes Papier vor mir, das ich gemütlich auf dem Sofa oder unterwegs lese, als dass ich die ganzen langen Texte an Rechner oder Tablet oder Mobiltelefon lese und mir dabei die Augen verderbe. Zweitens wär ich mir gar nicht so sicher, ob der ganze Stromverbrauch, den man z.B. für ein oder zwei Stunden Lesen am Tag hat, inklusive des langsamen Verbrauchs der Haltbarkeit eines Akkus (Stichwort Silitium), nicht im Endeffekt umweltschädigender ist als das chlorfrei gebleichte und bedruckte Stück Papier, ein nachwachsender Rohstoff, der sich wieder zersetzt.

    Dass 90 % der heutigen Zeitungen und Zeitschriften (inhaltlich) Müll sind, steht auf einem anderen Blatt. ;)

    Erstaunlich viele Leute die nich viel auf Bück Dich geben. Ich bin da zu doll Fanboy von um etwas schlechtes dran zu finden. :D

    Es stimmt musikalisch für mich alles, Riff, Flakes Geklimper untermalt alles stimmig aggressiv v.A. mit den "Schlägen", aber naja es ist halt mein Lieblingssong seit eh und je und Geschmäcker unterscheiden sich eben. Btt

    Ich bin eigentlich generell nicht so der große Freund von Texten, wo es nur möglichst banal und unverhohlen um (Varianten von) Sex geht, ohne jede tiefgründigere Note. Ich fand schon immer, dass Rammstein ihre Stärke textlich eher in Liedern mit nachdenklicher, düsterer, vielleicht sogar unheimlicher Note ausspielen. Texte, die einen sogar mal schaudern lassen. Ob das nun "DRSG" oder "Spieluhr" oder "Mutter" ist oder "Mein Herz brennt" oder "Stein um Stein" oder auf gewisse Weise auch "Mein Teil". Ergänzt natürlich durch Titel wie "Sonne" oder "Haifisch" oder "Radio", die auf andere Weise gut sind.

    Herzeleid

    Ich mag dieses Album so, hier gibt es eigentlich kein schlechtes Lied. Das hat alles konstant hohe Qualität, obwohl spätere Alben noch mehr Ausreißer nach oben hatten (aber eben auch nach unten). Am ehesten noch das Lied "Rammstein", das ich am öftesten weglasse, da es doch etwas sehr langatmig ist.


    Sehnsucht

    "Bück Dich" - einfach zu platt, zu simpel, inhaltlich uninspiriert und auch die Live-Aufführung missfällt mir. Provokation hin oder her.


    Mutter

    "Rein raus" aus ähnlichen Gründen wie "Bück Dich"; noch mehr mittlerweile aber "Zwitter". Und das, obwohl der Rest des Albums so großartig ist.


    Reise, Reise

    Hier gibt's irgendwie auch nichts Schlechtes. Wenn das neue Album ähnlich stark wird, bin ich zufrieden. Am ehesten noch "Los" - zwar ganz nett, aber schnell etwas langweilig.


    Rosenrot

    "Mann gegen Mann" mag ich nicht. "Ein Lied" ist jetzt auch nicht so großartig, aber naja...


    Liebe ist für alle da

    "Pussy", darauf hab ich nur sehr selten wirklich Bock (also auf das Lied ;) ). Obwohl der Text schon irgendwie auch witzig ist...


    Insgesamt fällt mir auf, dass es erstaunlich wenige Lieder von Rammstein gibt, die mir wirklich nicht gefallen. Das zeigt schon Qualität. Hoffentlich muss ich beim neuen Album nicht mehrere aufzählen...!

    Also, nach mittlerweile fünfmaligem Hören und Sehen - spätestens ab dem zweiten Mal wurden auch meine Ohren Augen - bin ich doch recht begeistert! :)


    Vorneweg etwas zu den gerade auf Facebook häufig zu lesenden Klagen von wegen "Mainstream-Pop": Was die Basis des Liedes angeht, also die Gitarrenriffs, das Schlagzeug und die Elektronik, ist das tatsächlich sehr ähnlich der "Sehnsucht"-Platte. Harte, stampfende Riffs (außer während des Strophen-Gesangs), futuristische Keyboard-Klänge - und insbesondere das "Geklingel" erinnert ja schon sehr an "Du Hast".

    Es sind eigentlich nur drei Gründe für solche Negativ-Einschätzungen möglich: a) wegen des sehr eingängigen, sanfteren Refrains, b) weil Tills Stimme nicht ganz tief nach unten drückt wie auf "Sehnsucht", c) weil der Text diesmal kein skandalerregendes Negativthema aus den Abgründen der Menschheit behandelt. Allerdings könne man die ersten beiden Punkte auch 1:1 etwa für "Ich tu dir weh" gelten lassen und den dritten Punkt auch für "Haifisch", "Ich will" oder "Sonne". Insgesamt ist es sicherlich für eine breitere Masse hörbar als vllt. "Das alte Leid", aber keine allzu große Abweichung aus der musikalischen Bandgeschichte.


    Meine Kurz-Bewertung:

    Musikalisch: Schön hart und stampfend, wenn auch vielleicht nicht an der Maximalgrenze der Brutalität, gut ergänzt durch gelungene Keyboard-Einlagen, die gut zum Thema passen. Das Gitarrenriff ist einfach genial und war schon nach dem ersten Hören ein Ohrwurm bei mir. Und das "Klingeln" hat auch Gedächtnis-Charakter. Auch der melodische Mittelteil gefällt mir. Gesanglich finde ich Till sehr gut: Ich mag es, wie er in den Strophen in seiner "raunenden" Stimmlage jede Silbe deutlichst betont und vor allem wieder das "R" rollt wie in besten Tagen. Im Refrain sehr melodiös und pathetisch gesungen, gefällt mir auch gut.

    Textlich: Bin sehr überrascht, dass man zu diesem "technischen" Thema einen so intelligenten, direkt tiefgründigen Text schreiben konnte. Da spielt sicher sogar noch das Aufwachsen der Bandmitglieder in der DDR mit rein. Umschreibungen wie "Weltempfänger" sind natürlich typisch Till und passen perfekt zu Rammstein. Auch "meine Ohren werden Augen" ist einfach genial.

    Wie stark es wirklich ist im Vergleich zur Bandhistorie, wird man wohl erst nach einiger Zeit einschätzen können; ob es mit bisherigen Großtaten mithalten kann.

    Sterne-Vergabe (vorläufig): 4,5 von möglichen 5


    Das Video hat mir nicht gleich auf Anhieb gefallen, mit mehrmaligem Ansehen hab ich dann gemerkt, was für nette Anspielungen drin sind, z.B. die Radios von "Landers", "Kruspe", "Schneider". Was für mich nicht ganz passt: Anders als der Text, der ja offensichtlich die DDR behandelt, geht es im Video, so wie ich das sehe (anhand von Kleidung usw.), eher um die Zwanziger Jahre, als ja auch das Radio sich verbreitete. Damals wurde aber meines Wissens das freie Radio-Hören nicht verboten, anders als im III. Reich und in der DDR. Wobei ich vielleicht einschränken muss: natürlich wurden die Sender damals schon recht schnell in staatliche Anstalten überführt. Das ist aber in der BRD genauso geschehen.


    Interessant ist die Schlussszene, hier auch schon angesprochen, mit den roten EU-Fahnen. Wenn ich mal versuche, das zu interpretieren: Die EU, die ja bekanntlich mit dem Artikel 13 und anderen Gesetzen die Netzfreiheit beschneidet (auf bundesdeutscher Ebene könnte man auch Netz-DG oder Medienstaatsvertrag nennen) - und das Internetz ist ja in gewisser Weise auch Nachfolger des Radios - entwickelt sich zu einer quasi-kommunistischen Diktatur wie die DDR (deshalb rot und gelbe Sterne). Es gibt ja auch die schöne Verballhornung "EUdSSR". Wundert mich ein wenig, dass Rammstein eine so politisch unkorrekte Aussage senden, ist man ja nicht gewohnt von ihnen, aber zeigt, dass man bei ihnen nicht auslernt.