Interessant, womit man seit Wochen ganz einfach regnerische Mittagspausen totgeschlagen bekommt. Eigentlich wollte ich nur mal kurz Zahlen überfliegen (Budget der Stiftung, Einnahmen, Ausgaben); habe dann noch ein wenig tiefer reingelesen.
Wenn ich raten sollte, wäre es vom Ursprung her (mit gerade mal 250.000 DM Stiftungsgrundkapita) noch ohne den Aspekt des "Antifeminismus" (wieder neues Wort gelernt...) ausgerichtet gewesen. Generell halte ich eine solche Stiftung für absolut gut und auch wie-auch-immer geartete Projekte mit diesem Ziel. Die haben in der Vergangenheit und tun es auch immer noch, z.B. Leute bezahlt, die desillusionierten jungen NeoNazis einen Ausstieg ermöglichen usw.
Es wirkt so, als sei der Punkt mit der Bekämpfung des Antifeminismus erst in den letzten Jahren dazugekommen; evtl. hat der Stiftungsrat eine andere Zusammensetzung bekommen, und die Stiftungsziele wurden schleichend teilweise "gekapert". Nur eine Vermutung, aber für mich plausibel, da das in allen Bereichen der Gesellschaft so geht.
Der älteste öffentlich verfügbare Tätigkeitsbericht ist für das Jahr 2019 und spricht dort davon, dass die Debatte zu Antifeminismus angestossen worden sei (AAS Tätigkeitsbericht, Seite 9, oben).
Die Rechten machen es genauso - Schlüsselpositionen beziehen, über mehrheitsfähige Formulierungen auf Rattenfang gehen, und dann als Minderheit eine viel grössere Menge steuern. SocialMedia hilft ungemein dabei; hilft ja auch beim Denken, dann muss man das nicht immer alleine machen.
Im Vordergrund steht bei AAS aber immer noch der Kampf gegen Rechtsextremismus, der aber nun seit einiger Zeit schön mit Antifeminismus gekoppelt wird und somit alles rechtfertigt.
Ich habe auch die Satzung gelesen; die ist m.E. gut; "gut" im qualitativen Sinne, da nicht angreifbar über z.B. die Vorwürfe, die Spenden seien für einen stiftungsfremden Zweck gesammelt worden. Insofern müsste ich nochmal nachlesen, wie TichysEinblick jetzt überhaupt auf diesen Vorwurf kommt.
Wobei der Grund "dann hätten wir den Laden schon lange zusperren können" ja kein Grund ist. Wenn ich mal zu schnell fahre, dann ist das ja nicht automatisch erlaubt, nur weil ich nicht geblitzdingst wurde.
Die Stiftung ist in den letzten Jahren von der Mitarbeiterzahl her wohl stark gewachsen. Mich hatten zuvorderst ja die teils recht merkwürdigen Zahlen interessiert. Mehr als 85% des jährlichen Projektbudgets gingen demnach wohl in die Personalkosten für eigene Mitarbeiter. Das gilt für 2020, für 2019 fehlen Zahlen im Tätigkeitsbericht..., 2018 ist die Quote in etwa gleich (lt. Wikipedia AAS in Wikipedia, Abschnitt Einnahmen und Ausgaben)
2020 war lt. Tätigkeitsbericht aber "Antifeminismus" kein Fördergegenstand, ausser beiläufig in einem Projekt zur Analyse von Verwschörungstheorien.
Ziemlich hohe Personalkostenquote, für Stiftungen gar nicht so ungewöhnlich, aber ggfs. ein Problem, sobald staatliche Zuwendungen gekürzt würden oder mal 10% weniger Spenden kämen.
Die Spende i.S. Rammstein/Till Lindemann ist auch nicht, wie landläufig aufgenommen wurde, allein zur Bezahlung der Anwälte vermeintlich Betroffener zweckgebunden, sondern kann locker auch zur Zahlung der laufenden Personalkosten der Stiftung verwendet werden.