Vorweg: Stern ist eine der Plattformen, die im Zusammenhang mit der Rammstein-Berichtserstattung für mich gestorben ist. Wer so einen Dreck publiziert - https://www.stern.de/kultur/ra…afd-waehlen-33658038.html - hat komplett jeden Kompass verloren und mir mit Blick auf Moral garantiert nix zu sagen. Les ich nicht.
Da der Kram nun mal jetzt hier im Forum ist: Zur Darstellung, es hätten sich "sehr viele Frauen" gemeldet, hat Erfurter schon geschrieben: Nein. "Sehr viele" Frauen haben im Gegenteil in einem Offenen Brief - nich anonym sondern mit Namen - über gute Erfahrungen in der Row 0 geschrieben. Aber das interessiert natürlich kaum jemanden.
Die Aussage, die Band habe sich nie gemeinsam geäußert "um ihren Fans zu sagen: Es ist uns wichtig, dass es euch gut geht", ist gelogen, klar gab's ein Statement der Band: https://www.zdf.de/nachrichten…f-till-lindemann-100.html "Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt - vor und hinter der Bühne." - Aber nach einem Jahr kann man das als Moralist ja mal unter den Tisch fallen lassen. - Für die gute Sache, oder so.
Wie gesagt: Nicht lesenswerte Schmiererei in einem Magazin, dass mit Empörungsgehuber Clickbait und Abos generieren möchte.
Deine Antwort auf die Frage, warum keine Anzeige gestellt wird (in deiner Sig), überzeugt mich nicht: Ein einzelnes Opfer mag von der Aussicht auf einen zermürbenden Prozess oder den Shitstorm eingeschüchtert sein - aber hier gibt es wohl hunderte potentielle Opfer (wenn man die Hotelgeschichten & Aftershowparties über die Jahre mitzählt, nicht nur den Darkroom unter der Bühne). Wenn sich da trotz breiter Aufrufe, trotz finanzieller Absicherung durch Opferhilfe-Fonds und trotz der Aussicht auf "Prominenz" wirklich Niemand meldet, ist die bei weitestem wahrscheinliche Erklärung: Weil nix Bedeutsames passiert ist. - Was nicht heißt, dass es nie zu unangenehmen Situationen gekommen wäre: Das bleibt nicht aus, bei einander fremden Menschen, die "ZickZack" intim werden.
Juristisch ist offenbar nichts relevantes passiert, davon hätten wir inzwischen vermutlich gehört. Wer glaubt, NEBEN dem Juristischen könne Machtmissbrauch dennoch passiert sein, hat offenbar ein ziemlich weites Verständnis von "Missbrauch", denn natürlich ist sowas eben verboten. - Welche Macht soll Till denn genau haben, außer sein "Star-sein"? (Wenn Till mit ner Angestellten der Firma Rammstein gevögelt hätte, wäre das viel bedenklicher, immerhin gibt's da echte Machtverhältnisse, die zumindest potentiell ausnutzbar sind.)
Ey, selbst in einem Rammstein-Artikel in der Schülerzeitung der Schule meines Sohnes schreibt eine 10.-Klässlerin, viele Menschen fänden die INSZENIERUNG von Macht auch aufregend, entsprechend sei kaum zu klären, ob im Raum unter der Bühne irgendwas wirklich verwerfliches passiert ist.
Nach allem, was ich über das Jahr mitbekommen habe (eine Menge), sehe ich noch immer keinen Grund, Till oder der Band etwas vorzuwerfen.
(OK: Die Beziehung mit der Minderjährigen muss man nicht mögen, der Darkroom unter der Bühne ist'n bissl absurd, kann der den kleinen Till nicht wenigstens bis zur privaten Aftershowparty im Hotel eingepackt lassen? - Aber Till ist mir keine Rechenschaft für sein Privatleben schuldig, ich bin Fan des Werks, nicht des Menschen, den ich ja gar nicht kenne. Und von den Dingen, die ich über ihn weiß, gibt's eben Dinge, die ich selbst anders machen würde - aber die bewegen sich WEIT unter dem Level, wo ich ernsthaft empört wäre.)
Insbesondere angesichts der Polit- und Medienkampagne finde ich es klug, sich maximal bedeckt zu halten. "Ihr eigenes Gewissen" gegenüber den Fans öffnen? Warum denn, wenn man sich nix vorzuwerfen hat?
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Zum Artikel "Auf ein Rammstein-Konzert zu gehen ist wie AfD wählen": Ja, das ist reißerisch ausgedrückt, aber der Autor hat ein Argument.:Worauf er sich bezieht, ist der Protest-Gedanke, den manche Fans an den Tag legen, eben dieses "Jetzt erst Recht", siehe Olli Schulz Zitat. Und das ist für einige Menschen auch das Mindset, mit welchem sie die AfD wählen (ich spreche an dieser Stelle mal nicht von rechtsradikalen Motivationen, da es nicht darum geht). Was ich hier speziell verlinkt habe war eine Antwort von Olli Schulz, welche so 1:1 auch in anderen Medien gestanden hätte, also ist es irrelevant ob wir hier vom Stern, Spiegel oder der Zeit sprechen.
Dass die Band sich nie geäußert hat, stimmt, das war nicht korrekt. Aber ich finde es dennoch sehr unbefriedigend. Der Verlauf war so:
1. Tweet mit der Aussage "Die vorgeworfenen Sachen aus Vilnius haben sich unserer Kenntnis nach nicht zugetragen"
2. Das einzige Statement der Band, das du verlinkt hast.
3. Rammstein Anwälte machen Druck auf die Medien
4. Tills Anwälte machen Druck auf die Medien
5. Schneider veröffentlicht ein Statement, in dem er moralische Bedenken äußert, von Tills Bubble spricht, sich relativ machtlos gegenüber dessen darstellt und ein besonnenens Aufarbeiten wünscht
6. Till macht sich auf der Bühne über die Vorwürfe lustig
7. Neue Tourankündigung
Sorry, ich finde das angesichts der Vorwürfe in zahlreichen detaillierten Berichte einfach nicht genug, die Band drückt nicht gerade aus, dass sie hier etwas reflektiert oder richtigstellen will.
Zitat
Wenn sich da trotz breiter Aufrufe, trotz finanzieller Absicherung durch Opferhilfe-Fonds und trotz der Aussicht auf "Prominenz" wirklich Niemand meldet, ist die bei weitestem wahrscheinliche Erklärung: Weil nix Bedeutsames passiert ist. - Was nicht heißt, dass es nie zu unangenehmen Situationen gekommen wäre: Das bleibt nicht aus, bei einander fremden Menschen, die "ZickZack" intim werden.
Ich finde gut, dass du gewissermaßen differenzierst. Aber dieses "trotz Aussicht auf Prominenz" ist ein unnötiger, deine Argumentation entwertender Zusatz gewesen - sorry, ich glaube nicht, dass sich ein Opfer sexueller Gewalt irgendeine Form von Prominenz wünscht. Im Gegenteil. Sie will es selber vergessen, was aber nicht passieren wird. Zum Einfühlen hier mal ein Bericht von einer Frau, die versucht hat für sich einzustehen: Hyperbole - Frag eine Vergewaltigte.
Es ist fast hoffnungslos, in dieser Position Gerechtigkeit zu erfahren. Das scheint hier schon kein finanzielles, sondern eher ein systematisches Problem zu sein, welches Aufklärung verhindert, auch wenn man sich aktiv dafür einsetzt. Deswegen glaube ich leider nicht, dass an den Vorwürfen nichts dran ist. Aber wie Long live Rock'n'Roll sagt: Es dreht sich endlos weiter. Bei diesem Thema stoßen zwei Positionen aufeinander, die sich nicht einig werden können, weil zu viel Wishy-Washy ist und wir keine weiteren Erklärungen bekommen (naja, vllt. ein paar Jahre nach Bandauflösung, wenn einzelne Mitglieder auspacken).
Die Logik mit der Schülerzeitung verstehe ich übrigens nicht. Die Schüler finden die Inszenierung der Band toll, deswegen kann nix verwerfliches in der Suck Box passiert sein?