Alles anzeigenIch habe mich die letzten Tage mal etwas im Internet durchgelesen und festgestellt, dass F&M nur recht durchschnittlich bis wohlwollend von den meisten Fans eingeschätzt wird. Eigentlich recht ähnlich zum aktuellen Rammstein Album, dabei waren beide Alben eigentlich sehr gelungen betrachtet man sie nüchtern, gerade im Vergleich zum z.B. eher unterdruchschnittlichen Rosenrot.
Ich denke die Probleme vieler liegen hier eher im Marketing als an der Qualität. Dadurch, dass im Vorfeld schon so viele Songs veröffentlicht wurden, blieb der große Knall nach dem Release aus. Bei den Vor-Veröffenlichungen handelte es sich zudem, um gerade jene Songs, wo man sich schon im Vorfeld sicher sein konnte, dass Rammsteinfans diese abfeiern würden (Deutschland, Radio, Steh auf, Knebel).
Joa und dann bekommen die Fans halt bei Release ein Album, dass nur noch zur Häfte neu ist. Und das dann zudem aus Liedern besteht, welche im 2. Teil eher Balladen darstellen bzw. recht experimentell ausfallen.
Bei F&M z.B. bleibt dann eigentlich nur noch Allesfresser ( und das war eigentlich auch schon bekannt) und ggf. noch Blut als Save Songs übrig. Über alle anderen Neuveröffentlichungen lässt sich hingegen streiten:
Ach so Gern: experimenteller Tango
Schlaf ein: Ballade
F&M: lustiges Mainstreamlied
Gummi: vulgärer Text
Platz Eins: experimenteller 80er Jahre Techno
Wer weiß das schon: experimentelles opernähnliches Lied
Ich denke bei allen obengenannten Songs war es nicht sicher, ob Rammsteinfans diese abfeiern würden und wenn bei diesem Rest dann dem Höherer nur die Hälfte gefällt, entsteht eben der Eindruck von einem durchwachsenen Album. Ich denke Rammstein/ Lindemann tut sich keinen Gefallen mit dieser Releasepolitik. Stellt euch mal vor, man hätte Deutschland oder eben Knebel/ Steh auf erst mit dem Albumrelease selbst veröffentlicht. Der Gesamteindruck zum Album wäre wesentlich besser ausgefallen, außerdem wäre der Release in aller Munde gewesen gerade. So aber hatte man in beiden Fällen schon den Großteil der Munition im Vorfeld verschossen und Erwartungen geweckt, die am Ende den ein oder anderen enttäuscht zurückgelassen haben.
Ich denke, es liegt auch daran, dass das letzte Rammstein-Album und insbesondere das F&M-Album insgesamt weniger hart und düster daherkommen, als frühere Rammstein-Werke. Solche Alben haben bei den Fans oft einen schweren Stand. Die wünschen sich meist, dass der Härtegrad und die Trademarks einer Band, bei Rammstein eben harte Stakkato-Riffs und 4/4-Geprügel von Schneider, dazu Tills düster-morbide Lyrik, beibehalten werden.
Skills in Pills war zwar nicht düster, sondern durchweg humoristisch, dafür aber musikalisch deutlich näher an Rammstein (und PAIN) als jetzt das F&M-Album. SiP hat ja auch schon durch den humoristischen Einschlag unter den Fans polarisiert.
Ich persönlich finde es super, dass die Jungs sich auch mal in andere Gefilde wagen, experimentieren und bereit sind, auch mal gewisse Risiken dafür einzugehen, ertappe mich jedoch immer wieder beim Durchhören vom Streichholz, dass auch mir der Gedanke kommt, dass dem Album noch ein, zwei härtere Tracks durchaus zugute gekommen wären.
Das F&M-Album empfinde ich als sehr gelungen, obwohl es zum Teil sehr balladesk zugeht. Man vergleiche Tills Stimme hier mit der auf den ersten Rammstein-Alben. Mann, hat der sich gemausert!
Ich genieße es, ihn hier mal in einer anderen (musikalischen) Umgebung als im Rammstein-Kosmos zu hören. Daher muss es für mich auch bei Lindemann nicht so metallisch zugehen wie bei Rammstein, fürchte aber, viele Fans erwarten genau das und sind dann enttäuscht.
Im Grunde stimme ich dir also zu, dass die beiden Alben experimenteller waren und dadurch eher durchschnittlich ankamen, sehe jedoch den Grund eher in der Art der Experimente (melodiöser, nicht so stumpf, weniger Industrial-Riffs, insgesamt lustiger).
Hätten Rammstein bspw. kleine Elemente aus anderen Metal-Genres in ihren Stil einfließen lassen, wäre das Echo vieler Fans wahrscheinlich wohlwollender ausgefallen.