"...die sich nicht sattsehen können an Schamlippen..." Wenn die nur wüsste, dass einige Konzertbesucher so pervers sind, dass sie selbst über Schamlippen verfügen.
Jepp! Und ziemlich viele wissen sogar schon vor dem Konzert, wie selbige aussehen. Oder mögen das sogar gerne ansehen. Oder... gar damit spielen?
Ich verstehe ehrlich gesagt, diese plötzlich aufploppende Doppelmoral so gar nicht.
Das Internet ist voll von solchen Bildern und privat haben viele Leute Spaß dran.
Das Feuilleton tut nun aber so, als wäre das alles irgendwie ganz schrecklich, ganz eklig, ganz "pfui" und man darf das eigentlich nur hinter verschlossenen Türen machen und am besten nicht drüber reden. Und das ist und bleibt einfach eine verschämte, spießige Doppelmoral. Werden wir als Gesellschaft jetzt wieder prüde?
Diese Einstellung fand ich auch in der Rezension des Albums Zunge in der Neuen Züricher Zeitung:
"«Liebe auf den ersten Blick / Ich find mich heiss, ich würd mich ficken.» Das höchste und edelste Gefühl und der rohe Trieb in seiner niedrigsten Form sind ihm dasselbe."
und
"«Ich hab den Schwanz wieder drin / In meiner Tanzlehrerin», so holpert es im Refrain zu Akkorden von einer Flamencogitarre. Darüber, dass es sich um eine Feier abgebrühter Promiskuität handelt, kann auch der nachgestellte Vers «denn ich lieb sie so sehr» nicht hinwegtäuschen."
Genau hier finden wir diese körper- und lustfeindliche Einstellung sowie eine widersprüchliche Trennung von Lust und Liebe wieder. Trieb sei "roh", nur Liebe sei "edel" und das sei bitte beides streng zu trennen, weil... ja warum eigentlich? Dies lässt die Rezension der NZZ leider offen.
Promiskuität sei angeblich abgebrüht. Mag ja sein, dass vom Rezensenten indirekt eingeforderte Beisammenbleiben (z.B. mit der Tanzlehrerin) trotz Langeweile /Prüdigkeit / Lustlosigkeit für manche Leute ein funktionierendes Lebensmodell ist, aber man möge das doch bitte jedem für sich selbst überlassen, statt allen sein eigenes prüdes, lustfeindliches Lebensmodell überzustülpen.