von Peter Wicke, Hannibal Verlag, Erstveröffentlichung 19.09.2024.
ISBN 978-3854457831
Da sicher einige im Forum das Buch lesen und darüber diskutieren möchten, hier besser ein eigener Thread.
von Peter Wicke, Hannibal Verlag, Erstveröffentlichung 19.09.2024.
ISBN 978-3854457831
Da sicher einige im Forum das Buch lesen und darüber diskutieren möchten, hier besser ein eigener Thread.
Ich habe das Buch angefangen. Bis jetzt gefällt es mir recht gut. Wohltuend sachlich /fachlich geschrieben. Arbeite mich gerade sehr langsam am Kapitel über die technischen, elektronischen Merkmalen der Instrumente und des Sounds der Tontechniker /- Ingenieure ab.
Meins ist vorgestern erst angekommen, nachdem der erste Lieferant eine ungültige Versandadresse gebastelt hatte.
Habe nur die erste Seite vor dem Einschlafen geschafft; der Rest wird sicherlich spannender
Meine Bestellung wurde nun nach 2 Wochen storniert 🙄
Meine Bestellung wurde nun nach 2 Wochen storniert 🙄
Wieso dass denn?
Keine Ahnung. Offenbar nicht lieferbar. Hab‘s mir nun oldschool im Buchladen geholt
Ich habe es seit einigen Tagen durch.
Allgemein: Natürlich findet man als Fan durchaus viel altbekanntes (weswegen einige sicherlich meckern werden) - aber ich finde das Buch insgesamt als eine überschaubare 200 Seiten lange Zusammefassung zu Rammstein sehr gelungen. Im Anhang findet sich noch eine Diskografie und Videografie sowie ein Literaturverzeichnis, welches auf eine sehr breite Quellenlage hinweist.
Schade, dass es ein schlichtes Taschenbuch mit Schwarzweiß-Fotos ist - ich könnte es mir (vor allem für Rammstein-Fans) durchaus auch als opulenten Bildband mit viel mehr Bildern vorstellen.
Da mich die Rammstein-Texte sehr ansprechen, konnte ich zuerst am wenigsten mit dem Technik-Kapitel anfangen, fand es aber interessant gerade weil es nicht mein Gebiet ist. ("...verzerrte Gitarren und die Kraft eines geraden Drumbeats", S. 109ff)
Zu den Texten hätte ich mir manchmal ausführlichere Interpretationen gewünscht - aber ich sehe auch ein, dass das den Rahmen eben dieses Werks sprengen würde und vielleicht eines Tages eigene Arbeit wert wäre.
Auch Querbezüge zwischen Texten und Videos (in denen oft eine neue Bedeutungsebene erscheint) finde ich spannend. Diese Kapitel habe ich förmlich verschlungen.
Gerade die Abschnitte, welche die Sozialisierung in der DDR thematisieren, finde ich besonders interessant und gelungen, da Wicke hier aus eigener Erfahrung beisteuern kann und daher eine andere Betrachtungsweise mitbringt, als z.B. Menschen, die im Westen sozialisiert wurden. ("Wir sind ja alle aus der DDR" und " Wir wollen eine deutsche Band sein", S. 38ff und S. 184ff)
Die Medien kommen bei Wicke meist nicht gut weg - weil Rammstein ja wirklich früher schon oft missverstanden wurde, hat dies eine lange Geschichte. Andererseits verstehe ich Wicke an dem Punkt nicht, bzw. finde, er greift zu kurz: Der Titel heißt doch schon "Provokation als Gesamtkunstwerk" und ohne einen Widerhall dieser Provokationen in Gesellschaft und damit auch Medien - wären es ja keine Provokationen mehr.
Die Medien spielen also hier immer wieder die genau ihnen zugedachte Rolle, wenn sie nach einer Provokation Rammsteins ihren "Beißreflex" bekommen und einen medialen Aufreger draus machen.
Das eine geht aber ohne das andere nicht. Provokation braucht einen Gegenpart, der sich provozieren lässt. Diese "Funktion" oder Rolle der Medien könnte er stärker als wichtigen Teil im Gesamtgefüge wahrnehmen, statt sie an einigen Stellen etwas platt abzuwerten, z.B. im Kapitel "Auftakt - Höhen und Tiefen" über den Skandal 2023. Man denke an den Trailer zum Deutschland-Video, im Buch zitiert er zu dieser "Balance" zwischen Provokateur und Provoziertem Specter Berlin, den Regisseuer des Deutschland-Videos (S. 191).
Und der geneigte Leser erfährt zudem auf Seite 16, dass "suck box" eine schlechte Übersetzung und eigentlich bei Musikern was ganz anderes gemeint ist...
Ich würde das Buch auf jeden Fall wieder kaufen.
Keine Ahnung. Offenbar nicht lieferbar. Hab‘s mir nun oldschool im Buchladen geholt
Richtig so.
Und der geneigte Leser erfährt zudem auf Seite 16, dass "suck box" eine schlechte Übersetzung und eigentlich bei Musikern was ganz anderes gemeint ist...
DAS hätte ich nun gerne mal genauer gewusst, wie man dieses....oh, das darf ich hier aus gesetzlichen gründen nicht hinschreiben.
DAS hätte ich nun gerne mal genauer gewusst, wie man dieses....oh, das darf ich hier aus gesetzlichen gründen nicht hinschreiben.
„So ist etwa aus dem Umkleideraum, den es unter jeder Stadionbühne angesichts der Entfernung zu den Stadiongarderoben für den Outfitwechsel während der Show nicht nur bei RAMMSTEIN gibt, eine für Lindemann errichtete „Suckbox" geworden. Dabei ist den beflissenen Vertretern der schreibenden Zunft im Eifer der Schlagzeilenjagd auch noch ein gravierender Fehlgriff unterlaufen, denn die Umkleide unter der Bühne heißt im Musikerjargon „Sackbox" oder „Sackhaus", weil sie sich meist, wie auch bei RAMMSTEIN, genau unter dem Schlagzeuger befindet. Diesen Bezug auf das männliche Genital kann man für vulgär halten, mehr aber auch nicht.„
Schon praktisch, dass man heutzutage mit dem Handy Texte einfach abfotografieren kann 😎
Richtig so.
Das würde ich sicherlich öfter so handhaben, wenn es das gewünschte Buch dort sicher gäbe. Leider kann man da auch oft nur bestellen und zum Abholen wiederkommen. Dann kann ich das auch gleich selbst daheim online nach Hause bestellen (hab jedoch extra KEIN Amazon Prime).
Gestern hatte ich auch vorher auf der Website von Hugendubel geschaut und da war es im Umkreis (bis auf eine Filiale mit geringem Bestand) überall nur bestellbar mit 2 Wochen Lieferzeit. Also direkt los in die Straßenbahn und dann das einzige Exemplar erwischt Aber auch nur weil es heute ein paar Tage (nach Sachsen ) in den Urlaub geht und ich das da gern lesen möchte
„So ist etwa aus dem Umkleideraum, den es unter jeder Stadionbühne angesichts der Entfernung zu den Stadiongarderoben für den Outfitwechsel während der Show nicht nur bei RAMMSTEIN gibt, eine für Lindemann errichtete „Suckbox" geworden. Dabei ist den beflissenen Vertretern der schreibenden Zunft im Eifer der Schlagzeilenjagd auch noch ein gravierender Fehlgriff unterlaufen, denn die Umkleide unter der Bühne heißt im Musikerjargon „Sackbox" oder „Sackhaus", weil sie sich meist, wie auch bei RAMMSTEIN, genau unter dem Schlagzeuger befindet. Diesen Bezug auf das männliche Genital kann man für vulgär halten, mehr aber auch nicht.„
Wo ist da jetzt genau der "gravierende Fehler"?
Abgesehen davon hätte ich von einem ja so großen Musikwissenschaftler erwartet, dass er herausfindet, dass der Name Suckbox gar nicht von den Medien kommt. Sondern von interviewten Personen verwendet wurde und das auch sogar crewintern.
„So ist etwa aus dem Umkleideraum, den es unter jeder Stadionbühne angesichts der Entfernung zu den Stadiongarderoben für den Outfitwechsel während der Show nicht nur bei RAMMSTEIN gibt, eine für Lindemann errichtete „Suckbox" geworden. Dabei ist den beflissenen Vertretern der schreibenden Zunft im Eifer der Schlagzeilenjagd auch noch ein gravierender Fehlgriff unterlaufen, denn die Umkleide unter der Bühne heißt im Musikerjargon „Sackbox" oder „Sackhaus", weil sie sich meist, wie auch bei RAMMSTEIN, genau unter dem Schlagzeuger befindet. Diesen Bezug auf das männliche Genital kann man für vulgär halten, mehr aber auch nicht.„
Schon praktisch, dass man heutzutage mit dem Handy Texte einfach abfotografieren kann 😎
Wo ist da jetzt genau der "gravierende Fehler"?
Abgesehen davon hätte ich von einem ja so großen Musikwissenschaftler erwartet, dass er herausfindet, dass der Name Suckbox gar nicht von den Medien kommt. Sondern von interviewten Personen verwendet wurde und das auch sogar crewintern.
Erstmal: Wicke ist Musikwissenschaftler und kein Journalist oder Publizist.
Er hält den Journalisten in diesem Punkt eine unzureichende Recherche vor, da in den Berichten über die Ereignisse 2023 nirgends die ursprüngliche Bedeutung des Wortes "Sackbox" oder "Sackhaus" vorkommt.
Ich habe übrigens - entgegen Wickes Erläuterung - vorher gedacht, dass die mit Stoffbahnen abgeteilte Garderobe unter der Bühne, früher im Theater aus sehr billigen Stoffen wie z.B. Sackleinwand bestand - und daher der Name stammt. Also ganz ohne sexuellen Bezug, sondern eher pragmatisch.
Nachzulesen, was das Sackhaus ist und was der Sackhäusler macht, ist übrigens schon in Flake in "Heute hat die Welt Geburtstag" von 2017 auf Seite 45:
" Also suche ich das Büro von Tom. An seiner Tür steht Sackhäusler (sic!). Es gibt sonst keine richtige Bezeichnung für den Raum, und während des Konzerts steht Tom und dem Schlagzeug im sogenannten Sackhaus. Paolo, der Assistent von Tom, ist auch ein Sackhäusler, obwohl er nicht im Sackhaus steht, er teilt sich nur den Raum mit Tom. Kompliziert das Ganze. Tom ist allerdings nicht da. Ich sehe mich etwas um, am frühen Nachmittag ist Tom oft als Einziger schon vor Ort und nimmt die Geschenke von den Veranstaltern, Fans oder Leuten, die uns sponsern wollen, entgegen und überlegt vielleicht erst mal, ob er sie uns gibt oder ob das Verschwendung wäre." und mehr zur Rolle des Sackhäuslers auf Seite 78 ebd.: "Jetzt knallt die Tür gegen die Wand und Till steht im Raum. Er schmeißt seine Tasche aufs Sofa und schreit: 'TOM!!' Gewusel im Flur. 'TOOOOM!' Tom kommt hereingestürmt und begrüßt Till hocherfreut. Dann beginnt er eifrig, die Namen der Gäste, die Till von diversen Zettelchen abliest, aufzuschreiben. Das will gar kein Ende nehmen. Tom blüht richtig auf. 'Kein Problem', sagt er, 'die holen wir alle rein.' "
Es kann natürlich sein, dass der Name "Sackhaus" crewintern mit der Zeit zu "suckbox" verballhornt wurde, wenn Lindemann sich dort regelmäßig Frauen hat hinbringen lassen und die Crew bemerkt hat, was da vor sich geht. Innerhalb von Gruppen werden interne Begriffe oft spielerisch humorvoll verändert.
Und genau das meine ich, als ich schrieb, dass Wicke teilweise sehr pauschal die Medien abwertet und in diesem Punkt Rammstein recht pauschal verteidigt - genau um diesen Skandal herum: Immerhin gibt es ja einen Videobeweis über mindestens ein Geschehen im "Sackhaus". Diesen lässt er z.B. außen vor - was wiederum auch damit begründet sein kann, dass das Video auf einem Lindemann-Konzert gezeigt wurde, also nicht direkt mit dem Rammstein-Buch zu tun haben müsste. Dann hätte er in dem Punkt aber auch schlecht recherchiert, immerhin wurde das Video auf einem Rammstein-Konzert gedreht (oder es sollte so aussehen).
Oder er lässt dieses Video aus, weil die Geschehnisse die Privatsphäre der Band betreffen, solange nichts illegales geschehen ist. Pausen unter der Bühne dürfen Künstler verbringen, wie sie möchte... ob sie nun Kamillentee für die Stimme trinken oder Sex haben. Wobei letzteres vermutlich schon eine eher seltene Pausenbeschäftigung ist. Aber auch das stand ja schon bei Flake: "Die Frauen lieben Till, und Till liebt die Frauen."
Erstmal: Wicke ist Musikwissenschaftler und kein Journalist oder Publizist.
Er hält den Journalisten in diesem Punkt eine unzureichende Recherche vor, da in den Berichten über die Ereignisse 2023 nirgends die ursprüngliche Bedeutung des Wortes "Sackbox" oder "Sackhaus" vorkommt.
Wieso sollten die Medien auch über Sackbox oder Sackhaus schreiben? Das ist komplett irrelevant für den gesamten Zusammenhang. Und woher genau will Wicke denn überhaupt wissen, wo exakt diese Suckbox installiert ist, also, dass diese direkt unter dem Schlagzeug ist und es sich dabei um eben jene Sackbox handelt? Außerdem kommt Suckbox von den Interviewpartnern selbst. Anderen mangelnde Recherche vorwerfen, während man diese selbst mangelhaft (in diesem Fall) betrieben hat, sollte man wohl eher nicht.
Wieso sollten die Medien auch über Sackbox oder Sackhaus schreiben? Das ist komplett irrelevant für den gesamten Zusammenhang. Und woher genau will Wicke denn überhaupt wissen, wo exakt diese Suckbox installiert ist, also, dass diese direkt unter dem Schlagzeug ist und es sich dabei um eben jene Sackbox handelt? Außerdem kommt Suckbox von den Interviewpartnern selbst. Anderen mangelnde Recherche vorwerfen, während man diese selbst mangelhaft (in diesem Fall) betrieben hat, sollte man wohl eher nicht.
...genau!
Und deswegen ist jetzt auch sein ganzes Buch scheiße? Oder was willst du uns mitteilen?
Im Ernst: ich würde mir mehr Differenzierung und inhaltliche Auseinandersetzung wünschen. Danke.
Und deswegen ist jetzt auch sein ganzes Buch scheiße?
Habe ich das gesagt? Nö.
Aber so wie hier alle abgegangen sind, nur weil ich gesagt habe, er wäre ein irrelevanter Autor, habe ich mir mehr davon versprochen. Vor allem, da er ja so ein großer Musikwissenschaftler sei.
Da frage ich mich ja dann schon, ob noch mehr Dinge im Buch falsch dargestellt werden. Vielleicht kaufe ich es mir alleine deswegen.
Immerhin erwähnt auch Flake selbst die Lokalität.
Weil ich ansonsten sehr gerne bitte 10 gestandene Musiker zu Worte bitten will, die zwingend alle, nicht über 50, nicht aus der DDR entsprungen sind, mir unabhängig voneinander bestätigen können, dass das ein traditioneller Begriff aus der "Musikersprache" ist.
Mir deucht, dass das eben nur sehr rammsteinexklusiv existiert...
Habe ich das gesagt? Nö.
Aber so wie hier alle abgegangen sind, nur weil ich gesagt habe, er wäre ein irrelevanter Autor, habe ich mir mehr davon versprochen. Vor allem, da er ja so ein großer Musikwissenschaftler sei.
Da frage ich mich ja dann schon, ob noch mehr Dinge im Buch falsch dargestellt werden. Vielleicht kaufe ich es mir alleine deswegen.
Vielleicht sollte man es überhaupt erst mal lesen, bevor man irgendwie über Autor und Inhalt urteilt?
Immerhin erwähnt auch Flake selbst die Lokalität.
Weil ich ansonsten sehr gerne bitte 10 gestandene Musiker kennen würde, die zwingend alle nicht über 50 aus der DDR entsprungen sind, welche unabhängig voneinander bestätigen können, dass das ein traditioneller Begriff aus der "Musikersprache" ist.
Mir deucht, dass das eben nur sehr rammsteinexklusiv existiert...
Hinzu kommt, dass niemand genau weiß, ob Sackhaus und Suckbox ein und der selbe Raum sind. Auch Google fördert nichts zutage, dass Sackhaus bei Konzerten ein gebräuchlicher Begriff wäre.
Aber hat ein Musikwissenschaftler geschrieben. Wird schon stimmen.
Vielleicht sollte man es überhaupt erst mal lesen, bevor man irgendwie über Autor und Inhalt urteilt?
Klar. Ich habe auch gar nicht geurteilt. Wenn ich sage "Ich frage mich, ob dieser Film gut ist", ist das auch kein Urteil. Ist halt Tatsache, dass nun eine Aussage im Buch falsch ist. Da darf man sich doch wohl fragen, ob noch mehr darin falsch ist?
Aber hat ein Musikwissenschaftler geschrieben. Wird schon stimmen.
Vielleicht im/mit Auftrag. Gegen Bezahlung. NA LASSEN WIR DAS.
Darüber hinaus steht nun der Gesamtschuldige endgültig fest: FLAKE.
Hätte er doch einfach mal direkt als das ganze Geschiss losging mit Shelby auf sein Buch hinweisen können, wo er als Entlastungskronzeuge schon schrieb:
"ICH SEHE ABER (im besagten Raum) NICHTS INTERESSANTES UND GEHE WIEDER."